Nikon Zfc

Nikon Zfc

Die Nikon Zfc ist eine spiegellose Systemkamera von Nikon mit Z-Bajonett. Ihr Retrodesign ist von den manuellen Nikon Kameras wie der FM2 oder der FE2 inspiriert und sie ist hinsichtlich des Bedienkonzepts mit Kameras wie Nikon Df oder Nikon FE-10.

Ich habe mir diese Kamera im Frühjahr 2023 als Zweit- bzw. Drittkamera gekauft, neben meiner Nikon D780, die ich auch für semiprofessionelle Zwecke nutze und meiner Nikon Coolpix A. Ich habe sie auch gekauft, um mir mal die Kompatibilität von Nikon F Objektiven mit dem FTZ-Adapter und den Z-Kameras anzuschauen. Dazu habe ich einen etwas ausführlicheren Artikel auf christianmitschke.de veröffentlicht.

Meine Erfahrungen mit der Nikon Zfc

Ich habe die Nikon Zfc für verschiedene Zwecke über einen Zeitraum von 6 Monaten im Einsatz gehabt. Dazu zählten Portraits mit und ohne Blitzgeräten, mein Schwerpunkt Street-Photography, Konzert-Fotografie und der Familienalltag. Dabei habe ich vorwiegend das kompakte Nikon Z Nikkor 28mm f/2.8  im Einsatz gehabt oder auch gern meine Festbrennweiten Nikon AF-S Nikkor 35mm f/1.8 G ED und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G am FTZ-Adapter. Für einige Portraits auch das manuelle Carl Zeiss Planar 1.4/50 ZF2 am FTZ-Adapter. Wichtig: Meine Erfahrungen beziehen sich vorwiegend auf das Thema Fotografie.

Gehäuse

Im Gegensatz zu anderen Erfahrungsberichten wird dieses Kapitel leider etwas länger. Das Gehäuse sieht wirklich schön aus, hat aber auch deutliche ergonomische Nachteile.

Das Gehäuse der Nikon Zfc ist sehr kompakt und sieht aus wie meine alte Nikon FM2, hier auf dem Foto zu sehen.

Nikon AI-s Nikkor 24mm f/2.8 an einer Nikon FM2

Im Frühjahr 2023 muss ich sagen, dass das die schönste Nikon Kamera ist, die es derzeit neu zu kaufen gibt. Das Design ist wirklich schön und erfreut jeden Nikon-Fanboy. Allerdings sieht es besser aus, als es sich anfühlt. Im Gegensatz zu einer FM2, die sich sehr hochwertig und solide anfühlt, ist das doch eher ein Plastikbomber. Obwohl die Bedienelemente an der Oberseite und auch die Verkleidung der Oberseite aus Metall sind, fühlt sich die gesamte Kamera nicht so Premium an, wie bspw. meine D780 oder eine D850.

Die Ergonomie, die eigentlich immer die Stärke bei Nikon ist, musste bei der Zfc zugunsten des Designs deutlich hintenanstehen. Das Gehäuse ist sehr schmal und man hält die Kamera – ähnlich wie bei einer FM2 oder FE2 eher am Objektiv – auch aus Mangel eines Handgriffs auf der rechten Gehäuseseite. Bei den manuellen Nikons hat das durchaus Sinn ergeben, denn man hat ja am Objektiv sowohl die Blendenverstellung als auch den manuellen Fokus bedient. Bei der Z-Serie findet all das elektronisch statt. Und wenn man nicht gerade den manuellen Fokus nutzt, braucht man die Hand am Objektiv wirklich nur zum Halten der Kamera. Nikon bietet deshalb einen separaten Handgriff – den Nikon Batteriegriff GR-1 – an, den ich freier Wildbahn an einer Zfc noch nie gesehen habe. Vermutlich liegt das auch am sportlichen Preis – Nikon ruft im Frühjahr 2023 fast 130€ dafür auf. Die meisten Nutzer – darunter auch viele bekannte YouTuber – greifen hier auf die sowohl vom Design als auch der Ergonomie gut gelungene Variante von SmallRig zurück, die nur ein Viertel kostet und absolut notwendig ist. Bei der FM2 habe ich die Ergonomie – vor allem aufgrund der kompakten AI- und AI-s Objektive nie als so problematisch empfunden, wie bei der Nikon Zfc.

Ansonsten kann ich mich nur positiv über diese Kamera äußern. Vor allem in der Kombination mit den Pancake-Objektiven bzw. kompakten Festbrennweiten für Nikon Z, wie dem 24mm, 26mm, 28mm oder 40mm kann dieser Formfaktor seine Stärke ausspielen. Für Street-Fotografie ist sie angenehm unauffällig, mit knapp 450g sehr leicht – knapp 100g leichter als eine FM2. An der Oberseite sind große Drehschalter für Verschlusszeit, Lichtempfindlichkeit und die Belichtungskorrektur. Letzteres finde ich sehr gut platziert und einfach verstellbar. Vergleicht man das Bedienkonzept mit der Nikon Df (die ich über 6 Jahre intensiv genutzt habe), ist das Moduswahlrad auf die untere Reihe des Iso-Wahlrades gewandert – ebenfalls eine sinnvolle Anpassung. An der Vorderseite gibt es ebenfalls ein horizontales Wahlrad, bspw. für die Blendenverstellung, das sich wesentlich angenehmer bedienen lässt, als das vertikal platzierte Wahlrad der Nikon Df. Für Filmaufnahmen gibt’s einen extra Auslöser. An der Rückseite gibt’s ein angenehm großes Schwenkdisplay, mit dem man auch Selfies oder Videoaufnahmen von sich selbst machen kann – das finde ich sehr praktisch. Das Display füllt nicht die gesamte Größe des Ausklapp-Bildschirms aus – irgendwo musste offenbar gespart werden. Ich finde es sehr praktisch, dass man das Display so anklappen kann, dass es nach innen zeigt und nicht zu sehen ist. Was ich vermisse, ist ein AF-On-Button. Fotografen, die wie ich mit Back-Button-Autofokus fotografieren, müssen sich diese Funktion auf den AE-L, AF-L – Button legen.

Da es sich um eine spiegellose Kamera handelt, ist sie mit einem elektronischen Sucher ausgestattet. Ich finde es fühlt sich damit immernoch synthetisch an, ein optischer Sucher gefällt mir teilweise besser aber das hat auch Vorteile. So kann an sich Augenautofokus, Fokus-Peaking oder andere Informationen anzeigen lassen und auch bspw. direkt mit einem Schwarz-Weiß-Sucher fotografieren.

Die Kamera hat kein integriertes Blitzgerät, der Blitzschuh ist mit dem Nikon-Blitzsystem kompatibel und hat bei mir mit dem SB-700, mit einem Yongnuo 685 und auch mit meinen Yongnuo 602 Fernauslösern tadellos funktioniert.

Im Alltag hat sich besonders die Platzierung der Belichtungskorrektur als sehr hilfreich herausgestellt. Bspw. beim Fotografieren an einem Bergsee mit schneebedeckten Bergen konnte ich so einfach und ohne den Blick vom Sucher zu nehmen, die Belichtung anpassen. Das hat mir bspw. beim Button-Layout der Nikon Df immer gefehlt.

Autofokus

Die Nikon Zfc bringt wie ihre spiegellosen Schwestern viele Autofokus-Funktionen mit, die außer der Nikon D780 bei hochgeklapptem Spiegel keine DSLR konnte. So stehen die Motiverkennung, Augen-Autofokus, Tier-Autofokus und auch ein wirklich brauchbarer Videoautofokus zur Verfügung. Diese ganzen Spielereinen funktionieren mit den nativen Nikon Z Objektiven und auch mit adaptieren Nikon AF-S Objektiven am FTZ oder FTZII Adapter.

Der Autofokus ist angenehm schnell, ich kann mich auch über die Erkennung des Augen-Autofokus bei einfachen  Portraits nicht beschweren. Die Qualität wird über Firmware-Updates kontinuierlich verbessert.

In Kombination mit dem Z 28mm f/2.8 hat man für die Straße eine geniale Kombination (die ich mir etwas lichtstärker gewünscht hätte). Für Street-Fotografie verwende ich normalerweise ein zentrales Fokus-Feld. Der Autofokus in dieser Kombination extrem schnell. Auch mit adaptierten Objektiven wie dem Nikon 58mm 1.4 G ist der Fokus angenehm schnell und treffsicher.

Fokus-Peaking mit manuellen Objektiven oder mit  AF- oder AI-P Objektiven am FTZ-Adapter ist ebenfalls eine große Hilfe. Die Farbe des Peakings kann eingestellt werden.

Generell ist der Autofokus schnell und in vielen Situationen – vor allem bei guten bis mittelmäßigen Lichtverhältnissen – sehr treffsicher. Bei sehr vielen Personen kann die Augenerkennung natürlich nicht wissen, auf welches Gesicht man fokussieren möchte – wenn überhaupt. Ich habe mir deshalb angewöhnt bei Street Fotografie mit einem zentralen Fokuspunkt zu arbeiten und bei Bedarf auf die Gesichtserkennung zu wechseln. Das funktioniert schnell und zuverlässig.

Bei Veranstaltungen mit viel Publikum und schwachem Licht war der Augen-Autofokus doch zuverlässiger, als ich es erwartet hätte.

Feuershow fotografiert mit Nikon Zfc und Nikon Z Nikkor 28mm f/2.8

Interessant finde ich auch das Feature, die Kamera für Portraits im Selfie-Modus zu nutzen. Montiert auf ein Stativ, ggf. mit Fernauslösern für Blitze ausgestattet, kann man den Bildschirm nach vorn klappen, so dass man sich selbst sehen kann. Tippt man jetzt auf den Bildschirm und geht zurück, erkennt die Kamera in kürzester Zeit Gesicht und Augen und löst nach 3 Sekunden aus. So kann man ohne größeren Aufwand ein Portrait von sich selbst ohne Fernauslöser machen, das korrekt fokussiert ist.

Ich habe mit der Zfc auch ein paar Veranstaltungen und Konzerte fotografiert. In Kombination mit dem Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G am FTZ Adapter hat man ein Lichtstarkes 87mm Objektiv, mit dem man viele Situationen gut meistern kann. Der Augen-Autofokus tut sich bei diesen Lichtverhältnissen etwas schwerer, wenn er getroffen hat, waren die Bilder echt in Ordnung.

Auch den Tier-Autofokus konnte ich testen, beim Spaziergang mit Hund hat das AF-Modul den weißen Hund mit schwarzen Augen perfekt erkannt, das ist aber auch ein hoffentlich sehr simples Beispiel für diese Funktion.

Bildqualität

Mit ihrem 20,9 Megapixel APS-C Sensor (CMOS) hat die kleine Kamera ausreichend Auflösung für den Fotoalltag, auch für Prints. Ich habe schon lange nicht mehr mit Nikon APS-C Kameras fotografiert und bin positiv überrascht. Verglichen mit dem 16-Megapixel Sensor, der bspw. in der D7000er Reihe verbaut wurde und auch in der kompakten Coolpix A verbaut ist, hat man auch bei etwas höheren ISO-Werten deutlich mehr Spielraum. Dennoch ist bei höheren Iso-Werten bzw. niedrigem Raumlicht deutliches Rauschen sichtbar. Da habe ich bei meiner Vollformatkamera deutlich mehr Spielraum, auch bei der Nachbearbeitung der Aufnahmen. Physik bleibt eben Physik

Der Sensor kommt auch in anderen DX-Kameras wie der Z30 und Z50 zum Einsatz. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre es eine Sensorstabilisierung, aber bei diesem Preisschild muss irgendwo eingespart werden.

Zur Bildqualität muss man eh sagen – es gibt eigentlich keine schlechten Kameras mehr. Die Bildqualität ist hervorragend, vor allem wenn man diesen Sensor mit teuren Objektiven kombiniert, bekommt man Nikon-typisch grandios schöne Fotos, satte natürliche Farben und Mikrokontraste. Ich kann keine Aussage zur Bildqualität mit dem Kit-Objektiv machen aber ich rate dazu im Zweifel lieber mehr Geld für Glas als für Kameras auszugeben.

Im Alltag

Die Zfc ist eine angenehm kompakte Begleiterin. Ich verwende sie wie im Kapitel „Gehäuse“ beschrieben mit dem Smallrig-Griff und würde das zumindest bei Verwendung größerer Objektive unbedingt empfehlen. Eigentlich mag ich keine Tragegurte aber schöner Ledergurt könnte dieser Retrokamera ganz gut stehen und man hätte sie immer griffbereit. Die Kamera ist nach dem Einschalten schnell verfügbar, der Autofokus ist schnell und ich hab selten das Gefühl damit zu langsam zu sein. Aber meine D780 ist noch schneller, vor allem bei Streetphotography-Aufnahmen muss es manchmal sehr schnell gehen.

Das Display habe ich meistens geschlossen, mir reicht der elektronische Sucher – auch zum Bedienen des Menüs. Wenn ich das Display nutze, dann hin und wieder für Selfies, das ist sehr praktisch. Die Kombination mit meiner Studioausrüstung, also Blitze und Funkauslöser funktioniert tadellos.

Im Alltag sind mir ein paar erwähnenswerte Kleinigkeiten noch aufgefallen: Na klar, die Akku-Lebensdauer. Mit dieser Kamera schaffe ich etwas einen Tag in den Straßen einer Großsstadt aber dann ist zu Feierabend der Akku wirklich leer. Das war ich von DSLR so nicht gewohnt, nicht mal auf einer Hochzeit habe ich die Akkus leer gebracht. Also habe ich einen Zweitakku gekauft.

Das andere ist der elektronische Sucher. Ich beobachte manchmal nach dem Einschalten, dass der Sucher zu dunkel ist und erst langsam heller wird. Hin und wieder ruckelt der Sucher auch.

Ansonsten ist das eine typische Nikon, wie ich sie seit fast 20 Jahren Digitalfotografie kenne – eine Kamera, die zuverlässig richtig gute Fotos abliefert und mich als Fotograf auf das konzentrieren lässt, worum es geht: das Motiv.

Größe und Gewicht sind im Alltag insbesondere mit kompakten Objektiven sehr vorteilhaft. Die Kamera passt auch in eine kleine Schultertasche.

Mein Fazit

Stellt sich dennoch die Frage: Wer braucht diese Kamera? Wem es rein um die Funktionen geht und wer eine solide und gute sowie günstige und ergonomische Kamera sucht, ist ganz eindeutig bei der Z50 besser aufgehoben. Die Z50 sieht natürlich nicht so stylisch aus, liegt aber deutlich besser in der Hand. Wer generell ohne Sucher fotografiert, kann auch gleich zur Z30 greifen.

Wer viel Wert auf ein stylisches Accessoire legt, sollte zur Zfc greifen, ggf. sogar in schwarz – ich finde wie bei der Df, dass das silber die Kamera noch billiger aussehen lässt. Dennoch macht sie um den Hals oder im Regal eine gute Figur, ich werde auf der Straße regelmäßig auf die Kamera angesprochen, oft mit der Frage, ob es eine analoge Kamera ist.

Die gelungene Retro-Optik täuscht allerdings über die Haptik hinweg. Das Premium-Gefühl stellt sich nicht ein. Das Gehäuse zeigt viel Kunststoff und lässt den auch fühlen. Meine Nikon-Df hat sich um Welten wertiger und mechanischer angefühlt und das ist für mich persönlich tatsächlich das größte Manko dieser Kamera. Aber man sollte fair bleiben: Für einen Body-Preis, der gebraucht schon um die 600€ steht, sollte man nicht die Haptik einer FM2 oder F3 erwarten.

Zweites Manko ist das Gesamtsystem. Eine klassisch aussehende kompakte Kamera passt am besten mit kompakten Festbrennweiten zusammen. Doch während meines Nutzungszeitraums im ersten Halbjahr 2023 gab es einfach zu wenige kompakte und lichtstarke Festbrennweiten mit etwas mehr Weitwinkel. Das 28mm entspricht einem 42mm Objektiv im Vollformat. Das 40er schon einem 60mm Objektiv. Das klassische 28mm oder 35mm Äquivalent fehlt im Programm bei Nikon. Alternativen mit manuellem Fokus gibt’s da von günstigen China-Marken wie 7artisans oder TTartisan, die bei der Abbildungsqualität nicht auf dem Niveau der Premium Marken liegen. Von Voigtländer gibt’s ein 23mm 1.2, das ich leider gebraucht nicht erwischt habe und für einen Test zu geizig war 600€ zusätzlich für ein neues Objektiv hinzulegen. Sigma und Viltrox bieten jeweils ein 23mm 1.4 mit Autofokus – das sind gut geeignete Objektive für meinen Einsatzzweck, aber dennoch ziemlich groß.

Für mich ist die Zfc in Kombination mit dem 28mm Z Nikkor eine interessante Zweitkamera zum günstigen Preis. Unter 1.000€ für eine stylische Street-APS-C Kamera finde ich gut – wenn man im Nikon System bleiben möchte oder muss. Denn Fuji spielt in dieser Klasse doch in einer anderen Liga. Mit dem erscheinen von APS-C Objektiven, wie bspw. dem Nikon Z Nikkor 24mm f/1.7 wird das System endlich auch als Ganzes interessanter.

Eine gute DSLR-Alternative mit großem Objektivangebot ist die von mir über 6 Jahre lang exzessiv eingesetzte Nikon Df. Gebraucht um die 1.000€ erhältlich. Und wer bereit ist, doch etwas mehr Geld auszugeben, kann sich mal die gebrauchten Vollformat-Kompaktkameras von Leicas Q-Serie anschauen. Los geht’s bei ca. 2.000€ für die Leica Q, ca. 4.000€ für die Q2.

Beispielfotos