Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D

Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D

Das Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D ist ein beliebtes Standard-Objektiv für Nikon Film- und Digitalkameras mit F-Bajonett. Mit 50mm Brennweite kann man so ziemlich alles fotografieren, von Street Photography über Portrait oder Landschaft. In den letzten Jahren habe ich sehr viele 50mm Objektive ausprobiert – aus den verschiedensten Gründen. Mein erstes 50mm war die kleine Schwester dieses Objektivs mit f/1.8 Lichtstärke. Das f/1.4 war als ich mit Fotografieren begann noch sehr teuer und f/1.8 reichten mir.

Der Grund jetzt doch mal die f/1.4 Version auszuprobieren, sind meine neueren Versuche im Bereich der Fotografie auf Film mit meiner Nikon F401x. Da ich den Autofokus meines geliebten Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G nicht nutzen kann und da das 58er an der etwas kleineren F401x sehr klobig wirkt, habe ich bei diesem 50mm gebraucht zugeschlagen und günstig ein sehr gutes Exemplar erhalten. Das ich den AF eigentlich nicht wirklich brauche, habe ich erst später gemerkt. Ich habe mit dem Objektiv in etwa einem halben Jahr vorwiegend Portrait und Landschaft fotografiert.

Nikon hat das Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D ab 1995 auf den Markt gebracht. Es ist weitestgehend baugleich zur Version ohne „D“, die in einer ramschigen Plastikversion mit den ersten Autofokuskameras 1986 erschien und dann ab 1991 mit dem hier zu sehenden Gehäuse auf den Markt kam. 1995 ergänzte Nikon dann den Chip zur Entfernungsmessung, der die Belichtung bei Verwendung von Blitzgeräten verbesserte.

Meine Erfahrungen mit dem Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D

Mein Exemplar hat eine 600.000er Seriennummer, d.h. es ist aus der letzten in China produzierten Serie dieses Objektivs, welche ab dem Jahr 2006 gefertigt wird. Ich gehe immer wieder auf die Unterschiede zu anderen 50mm Objektiven ein, die ich in den letzten Jahren ausprobiert habe und vergleiche vor allem mit dem lichtschwächeren Schwesterobjektiv Nikon AF Nikkor 50mm f/1.8 D.


Mechanische Eigenschaften

Einer der Gründe, warum ich gern mit Nikon F Kameras und Objektiven fotografiere, sind die kompakten Maße vieler klassischer AI und AF Objektive. Das Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D ist hier keine Ausnahme. Mit maximal knapp 6cm Länge passt es in jede Hosentasche. Mein Exemplar wiegt knapp 220g, mit Front- und Rückdeckel ca. 260g, damit ist es etwas schwerer als sein lichtschwächeres AF-Pendant.

Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D Bajonett

Die verwendeten Materialien sind vergleichbar mit den anderen Objektiven dieser Generation. Es kommen robuste Kunststoffe, Glas und Metall zum Einsatz. Es fühlt sich etwas wertiger als das Nikon AF Nikkor 50mm f/1.8 D an. Der Fokusring ist gummiert und läuft nicht so schnell weiß an, wie die bei den neueren AF-S Objektiven. Das Filtergewinde ist aus Kunststoff und mit einem Durchmesser von 52mm erfreulich kompakt – in dieser Größe gibt’s tausende günstiger Filter für jeden Zweck.

Da es ein klassisches Nikon Autofokus-Objektiv mit Stangenantrieb ist, wird für den Autofokus eine Kamera (oder bei Verwendung an Nikon Z ein Adapter benötgt), der diesen Antrieb bereitstellt. Alle digitalen Nikon F Vollformatkameras bringen diesen Antrieb mit, bei den DX-Kameras ist das bspw. bei den Modellen D50, D70, D80, D90, D100, D200, D300 und D500 der Fall und bei den D7000er Kameras. Die D40er, D60, D3000er und D5000er Kameras verfügen leider auch nicht über den AF-Motor, auch die FTZ und FTZII Adapter haben keinen Antrieb für den AF dieser Objektive.

Bei Unklarheiten, ob dieses Objektiv an welcher Nikon mit AF und welchen Modi verwendet werden kann, habe ich eine Übersicht auf meiner Website ChristianMitschke.de zusammengestellt.

Anders als das Nikon AF Nikkkor 50mm f/1.8 D hat die 1.4er Version eine Entfernungsskala im Sichtfenster, das wurde beim 1.8er wohl eingespart. Ich persönlich brauche das auch nicht.

Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D Seitenansicht

Der Autofokus an meiner D780 ist mit dem 50mm 1.4 sehr schnell und präzise, bauartbedingt natürlich nicht geräuschlos. Für Video sollte man das Objektiv nur im Manuell-Fokus verwenden. Wie bei allen Objektiven dieser Generation und Bauart ist der manuelle Fokus nicht so präzise, wie bei den alten AI Objektiven oder den von Cosina gefertigten Zeiss oder Voigtländer Objektiven. Den Fokus am 1.8er empfand ich sogar etwas schneller.

Ich empfinde die meisten AF-S Objektive, besonders die 50er hinsichtlich der Verarbeitungsqualität als etwas minderwertiger als diese alten AF-Linsen, und da macht selbst das unverschämt teure und von mir sehr geschätzte 58mm f/1.4 keine Ausnahme. Wer auf absolute Premium-Fertigung und Präzision steht, sollte bei den von mir getesteten 50mm Objektiven auf jeden Fall eher zum Zeiss Planar 50mm 1.4 greifen, auch ein Voigtländer 58mm könnte interessant sein – beide setzen mechanisch die Messlatte richtig hoch.

Optische Eigenschaften

Warum kauft man ein 50er? Weil es klein, kompakt, leicht aber vor allem weil es scharf ist und dabei ein schönes Bokeh zaubern kann. Das Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D erfüllt diese Eigenschaften fast alle ziemlich gut. Fangen wir mal bei der Schärfe an. Abgeblendet bei f/8 ist ja selbst eine Scherbe wie der Plastikbomber 28-80mm scharf.

Wer ein knackscharfes Bild im Zentrum haben möchte, muss nicht sehr stark abblenden, schon bei ungefähr f/2.8 ist das Zentrum scharf, die Ränder sind erst bei f/8 wirklich gut. Bei f/1.4 ist es insgesamt nicht überragend scharf aber nicht so weich wie beispielsweise das Zeiss Planar 50mm f/1.4. Das Bokeh ist bei Offenblende relativ unruhig, mir gefällt das nicht so wirklich gut. Etwas abgeblendet auf f/2.0 sind Bokeh-Balls an den Rändern etwas weicher. Es hat seine eigene Charakteristik, ich finde es aber zu unruhig, würde im Zweifelsfall das Zeiss Planar hier klar bevorzugen. Das 50mm f/1.8 D ist übrigens ebenfalls etwas unruhig, hier teilen sich die beiden Objektive die Charakteristik.

Bei Offenblende vignettiert das Nikon AF 50mm f/1.4 typisch für diese Bauart sehr stark, die Wettbewerber, wie das Nikon 50mm f/1.8 oder auch das Zeiss Planar 50mm 1.4 verhalten sich ähnlich. Da man das Objektiv bei Offenblende abseits der Low-Light-Fotografie häufig dazu einsetzt ein Motiv zu isolieren, stört das nicht so stark und kann einfach durch Abblenden bis auf f/2.8 abgestellt werden.
Kontrast und Farbwiedergabe sind auch leicht abgeblendet am besten, bei Offenblende ist das eher mittelmäßig. Fairerweise muss man hier auch sagen, dass man durch die modernen Konstruktionen, auch wenn es um Gegenlichtempfindlichkeit usw. sehr verwöhnt ist.

Optisch bleibt ein gemischtes Gefühl, um es positiv zu formulieren: Das Objektiv ist 2023 nicht mehr wahnsinnig teuer, es liefert an Film und DSLR solide Ergebnisse wenn man leicht abblendet und es hat eine eigene Charakteristik, die man so an modernen Objektiven kaum noch sieht. Wenn man mit diesen Faktoren etwas spielt, kann man herausragende Fotos machen – und das bei einem geringen Gewicht und extrem kompakten Maßen. Wer schon mal ein modernes Sigma Art 50mm in der Hand hatte, wird dieses Objektiv für ein Spielzeug halten.

Mein persönliches Fazit

Wozu hatte ich dieses Objektiv eigentlich gekauft? Ich habe ein lichtstarkes Normalobjektiv für meine Nikon F401x gesucht. Die Preise 2023 sind sehr niedrig, man kann im niedrigen dreistelligen Eurobereich dieses Objektiv in sehr gutem Zustand gebraucht kaufen. Die Charakteristik gefällt mir leider nicht so sehr, wie ich es mir erhofft hatte. Da mir der Autofokus nicht so wichtig ist, habe ich mir tatsächlich doch wieder ein Zeiss Planar 50mm f/1.4 gekauft und werde mich von diesem Objektiv wieder trennen.

Dennoch muss man fair bleiben. Man bekommt für wenig Geld ein extrem kompaktes und lichtstarkes Objektiv, das noch vor 15 Jahren das Standardobjektiv für viele Fotografen war. Wenn man es leicht abblendet, bekommt man hervorragende Bilder. Noch dazu ist die Verarbeitungsqualität auch bei älteren gebrauchten Objektiven auf gutem Niveau – natürlich nicht auf dem Niveau der von Cosina gefertigten Zeiss oder Voigtländer-Objektive. Die kosten gebraucht etwa das doppelte. Die etwas lichtschwächere Variante – das Nikon AF Nikkor 50mm f/1.8 D – geht gebraucht schon für unter 100€ weg.

Für den schmalen Geldbeutel egal ob für DSLR oder Film immer noch eine Empfehlung und ein gutes Objektiv um den Einstieg in die Welt der Festbrennweiten zu lernen. Das 1.4er spielt eine Liga höher, wenn der Preisunterschied nicht zu groß ist, kann man auch gleich zu diesem Objektiv greifen. Wer in seiner Kamera keinen integrierten AF Motor hat, aber AF benötigt, kann für wenig Geld mehr auf die Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G Varianten ausweichen.