7artisans 35mm f/1.2 II

7artisans 35mm f/1.2 II für Nikon Z

Das 7artisans 35mm f/1.2 II ist ein sehr kompaktes manuell fokussierendes Objektiv für Nikon Z Kameras mit APS-C Sensor und entspricht damit dem Bildwinkel eines 50mm Objektivs an einer Vollformatkamera. Ich habe dieses Objektiv an einer Nikon Zfc seit mehreren Monaten für verschiedene Zwecke im Einsatz.

Meine Erfahrungen mit dem 7artisans 35mm f/1.2 II

Meine Suche nach einem Objektiv wie diesem habe ich auch in einem längeren Artikel „Nifty Fifty für die Nikon Zfc – 7artisans 35mm f/1.2 II“ zusammengefasst. Wichtig auch: meine Artikel sind nicht von Nikon oder anderen Herstellern gesponsort. Ich kaufe das Zeug alles selbst! Und zwar immer gebraucht.

Mechanische Eigenschaften

Das 7artisans 35mm f/1.2 II ist fühlt sich zwar nicht hochwertig an, macht aber dennoch einen sehr soliden Eindruck. Das Gehäuse ist vollständig aus Metall gefertigt, hat leider nicht die haptische Anmutung der tollen Objektive, die bspw. Cosina für Voigtländer oder Zeiss fertigt, von Leica möchte ich mal gar nicht sprechen. Das Bajonett ist ebenfalls aus Metall gefertigt und hat keine Kontakte zur elektronischen Kommunikation mit der Kamera. Dadurch können nicht alle Funktionen der Nikon Z-Kameras genutzt werden, bspw. werden auch keine Objektivdaten im EXIF hinterlegt.

Das Frontelement ist verhältnismäßig klein. Der Filterdurchmesser sind 46mm. Ich habe dennoch mehr Sorge als bei anderen Objektiven es zu verkratzen, weil ich nicht wirklich weiß, wie hochwertig und vergütet die Gläser sind. Aber das ist nur ein Eindruck.

Nikon Zfc mit 7artisans 35mm f/1.2 II

Das 7artisans 35mm f/1.2 II ist ein reines manuell fokussierendes Objektiv und passt hinsichtlich Optik, Haptik und Bedienkonzept hervorragend zur Nikon Zfc. Natürlich kann es auch an anderen Nikon Z Kameras mit APS-C Sensor wie die Nikon Z30 oder Z50 verwendet werden. Der Fokusring läuft angenehm weich, nicht zu leichtgängig aber auch nicht zu schwer. Das Fokussieren ist angenehm präzisie, vor allem im Nahbereich bis 3m. Der Bereich zwischen 3m und Unendlich ist gefühlt sehr klein. Das macht das Fokussieren in diesem Bereich schwer – bei meinem Sujet Streetphotography ist das tatsächlich ab und zu ein Problem, da sich meine Motive häufig im Abstand zwischen 5m und 15m befinden und man je nach Blende hier leider trotz Fokuspeaking nicht immer gut treffen kann. Die Augenerkennung bzw. Motiverkennung der Nikon Zf wäre hier ein wünschenswertes Update für die Zfc.  Die Naheinstellgrenze liegt bei 28cm, das ist im Alltag sehr praktisch, man kann so auch bei Offenblende schön nah rangehen und tolles Bokeh erzielen – aber dazu später mehr.

Der Blendenring sitzt direkt am Bajonett und ich empfinde es als viel natürlicher, die Blende am Objektiv zu verstellen, das passt gut zur Zfc. Die Blenden rasten allerdings bei diesem Objektiv kaum spürbar ein. Vermutlich wollte man einen Kompromiss zwischen Einrasten und widerstandsloser Verstellung machen, das finde ich für beide Anwendungsfälle ungeeignet. Ich muss häufig bewusst aufs Objektiv schauen, um zu wissen, welche Blende ich gewählt habe (außer bei Offenblende oder Maximalblende).

Das Objektiv ist leider nicht gegen Staub oder Feuchtigkeit abgedichtet. Wer wie ich ein paar Tage bei starkem Wind unterwegs ist, merkt das schnell durch Schmutz auf dem Sensor.

Aufgrund der kompakten Bauweise auch aufgrund des fehlenden AF-Motors wiegt dieses Objektiv knapp über 200g. Das macht es an einer kompakten Z-Kamera zu einer angenehmen Begleitung. Klein, leicht, kompakt – unauffällig.

Optische Eigenschaften

Gleich vorweg. Das Objektiv ist deutlich schärfer, als ich es beim Kauf erwartet hatte – ja ich habe Vorurteile gegen günstige chinesische Objektive gehabt und hatte erwartet, dass das sich eher wie ein altes M42 Objektiv anfühlen wird. Aber weit gefehlt. Vor allem im Nahbereich macht dieses Objektiv richtig Spaß. Typisch für diese Bauart vignettiert es bei Offenblende recht stark – ich nutze das bewusst sehr gern zum Freistellen von Personen für Portraits. Die Schärfe bei f/1.2 ist jetzt nicht überragend aber das ist für Portraits meiner Meinung nach nicht das Kriterium. Wer auf perfekte Studioportraits setzt, wo man jede Wimper zählen kann, wird damit vielleicht bei Offenblende nicht glücklich sein, wer aber Portraits egal ob bei Tages- oder Kunstlicht erstellen möchte, bspw. auf Veranstaltungen oder bei Shootings im Freien, wird diesen Bildlook lieben. Abblenden bringt mehr Schärfe, vor allem an den Rändern. Das Optimum liegt zwischen f/5.6 und f/8, aber Offenblende macht am meisten Spaß.

Das Bokeh empfand ich als angenehm weich, Bokehbälle sind nicht perfekt rund aber schon ziemlich nahe dran, man sieht keine ausgeprägten Zwiebelringe. Ich fand es insbesondere für kitschige Weihnachtsaufnahmen richtig klasse.

Ein klares Thema bei starkem Gegenlicht sind chromatische Aberationen – aber das ist bei dem Preis auch keine Überraschung. Ich fand, die meisten ließen sich bspw. in Lightroom gut korrigieren aber manchmal war das nicht einfach.

Fazit

7artisans liefert für die Nikon Zfc genau das, was viele Fotografen sich eigentlich von Nikon gewünscht hätten: ein tolles kompaktes Normalobjektiv, das sich genauso mechanisch bedienen lässt, wie die Kamera. Wäre es von Nikon, hätte ich persönlich vermutlich auch 400€ ausgegeben. So habe ich gebraucht nicht mal ein Viertel für diesen „Chinakracher“ bezahlt. Aber klar ist auch, dieses Objektiv ist nicht frei von Schwächen. Die Bilder haben für mich dennoch einen sehr charakteristischen Look, den ich bei modernen Objektivkonstruktionen schon langsam vermisse.

Ja, es gibt tatsächlich inzwischen sehr viele Alternativen für APS-C, das sah zu Einführung der Z50 noch ganz anders aus – und ich verstehe hier Nikons Produktpolitik nicht so richtig. Aber vielleicht stimmt ja auch alles, weil der Zielmarkt eher Vollformat ist. Die Alternativen zu diesem Objektiv sind das deutlich lichtschwächere Nikon Z Nikkor 28mm f/2.8, welches ich ebenfalls besitze. Das ist deutlich schärfer aber macht bei weitem nicht so toll aussehende Portraits. Auch von Voigtländer gibt es ein manuell fokussierendes 35mm f/1.2, das ich bis jetzt nicht ausprobieren konnte. Ich erwarte bei dem Objektiv natürlich absolut erstklassige Verarbeitung. Wer Autofokus möchte, kann auch das Sigma 30mm f/1.4 in Betracht ziehen, das ist aber deutlich größer und schwerer.

Beispielbilder