Tokina RMC 135mm f/2.8

Tokina RMC 135mm f/2.8

Das Tokina RMC 135mm f/2.8 ist eine manuell fokussierende Festbrennweite mit 135mm für Vollformatkameras. Ich beschreibe hier die Variante für das Nikon F Bajonett, das Objektiv ist auch für weitere Anschlüsse wie Pentax K, Canon FD, Konika AR, Olympus OM oder auch Minolta SR erschienen.

In den 1970er und 1980er Jahren waren einige 135mm Objektive auf dem Markt, so dass es auch heute zahlreiche Alternativen zu diesem Tokina Objektiv gibt. Für das Nikon F Bajonett sei hier auf jeden Fall das Nikon AI 135mm f/2.8 zu erwähnen, das ich bedenkenlos empfehlen kann.  Auch sind für den M42 Schraubanschluss zahlreiche Varianten im Markt, wie das Carl Zeiss Jena Sonnar 3.5/135.

Ich konnte mein Exemplar des Tokina RMC 135mm f/2.8 sehr günstig erstehen und habe es an einer Nikon D780 intensiv über einen längeren Zeitraum und auch für verschiedene Aufnahmesituationen getestet.

Man findet einige kleinere Berichte über dieses Objektiv aber kaum ausführliche Reviews.

Meine Erfahrungen mit diesem Objektiv

Meine Variante des Objektivs muss irgendwann zwischen 1970 und Mitte der 1980er Jahre erschienen sein, ich kann es in dem Fall leider nicht rekonstruieren. Mechanisch ist absolut nichts zu beanstanden. Das Objektiv fühlt sich qualitativ ähnlich hochwertig an wie die konkurrierenden Varianten, die ich bisher testen konnte. Tokina Objektive sind erfahrungsgemäß sehr robust konstruiert und wiegen tendenziell eher mehr als vergleichbare Objektive der Originalhersteller.

Mechanische Eigenschaften

Es handelt sich um ein ca. 400g leichtes Teleobjektiv mit einer maximalen Blendenöffnung von f/2.8 und einer minimalen Öffnung von f/22. Das Filtergewinde hat einen Durchmesser von 52mm und entspricht damit dem Standard bei den meisten 135er dieser Zeit. Das Objektiv ist Made in Japan.

Das Objektiv ist aus Metall und Glas gefertigt und verfügt wie die meisten AI-Kompatiblen Objektive dieser Zeit auch noch über sog. Hasenohren – die Blendenmitnehmer für die manuellen Kameras von Nikon. Somit kann es an alle Nikon Kameras mit F-Bajonett seit 1959 montiert werden. Wie kompatibel das Objektiv mit welcher digitalen Nikon-Kamera ist, kann man in meiner Kompatibilitätstabelle auf christianmitschke.de nachlesen.

Die Beschriftungen sind in der Einheit Fuß in weiß sowie in Metern in hellblau gehalten, die Blendenbeschriftung ist in weiß gehalten. Die Blenden rasten beim Verstellen sauber mit einem angenehmen Klicken ein, der Fokusring läuft angenehm weich und benötigt ca. 180° von nah zu fern.

Typisch für diese Bauart ist wie bei anderen Objektiven auch die integrierte Gegenlichtblende. Im Gegensatz zum vergleichbaren Nikon ist diese jedoch nicht mit Samt ausgekleidet. Klappt man die Gegenlichtblende ein und fokussiert auf Unendlich hat das Objektiv eine Gesamtlänge von geradeeinmal 7,5cm – das passt also problemlos sogar in die Seitentasche mancher Umhängetasche und kann damit problemlos mitgenommen werden.

Die Naheinstellgrenze liegt bei 1,5 Metern. Ich kenne aber Fotografen, die dieses Objektiv in Kombination mit anderem Zubehör auch für die Makrofotografie einsetzen.

Optische Eigenschaften

Die Mehrfachvergütung des RMC Tokina hilft möglicherweise Flares und Geisterbilder zu vermeiden, vergleichbar mit modernen Objektiv-Vergütungen kann sie natürlich nicht sein. Insgesamt hat das Objektiv für verschiedene Aufnahmesituationen bei mir einen gemischten Eindruck hinterlassen. Ich habe es sowohl für Landschaftsaufnahmen stark abgeblendet als auch Offenblendig für Portraits oder Nahaufnahmen genutzt. Und wie zu erwarten, erhält man abgeblendet ab ca. f/5.6 sehr ordentliche und scharfe Aufnahmen. Ab f/8 habe ich beim Abblenden keine spürbaren Verbesserungen mehr feststellen können – auch hier gleicht es in seiner Charakteristik sehr dem Nikon AI 135mm 2.8.

Farb- und Kontrastwiedergabe sind für mich nicht richtig zufriedenstellend. Bei Offenblende sind die Bilder eher flau mit wenig Kontrast – der „Dunst entfernen“ Regler in Lightroom ist hier sehr hilfreich, dann kann man auch bei Offenblende noch viel aus den Bildern herausholen. Das Bokeh ist in Ordnung, die 6 Blendenlamellen können einfach keine wirklich schönen runden Bokehballs erzeugen. Es ist zwar weich aber hat eine gewisse Unruhe, weshalb ich es nicht gern für Portraits einsetze.

Problematisch ist Gegenlicht. Bei mittlerem Gegenlicht bricht der Kontrast stark ein, bei starkem Gegenlicht ist das Motiv nicht mehr zu erkennen. Da hilft auch die integrierte Gegenlichtblende nicht weiter – man muss das Objektiv also etwas mit Bedacht einsetzen und sich etwas umgewöhnen, wenn man mit modernen Objektiven gern mit Gegenlicht fotografiert.

Ein weiteres Problem sind Farbsäume, insbesondere bei starker Sonneneinstrahlung. Diese treten sowohl in Magenta als auch in Cyan auf und können teilweise bei der Nachbearbeitung gut korrigiert werden – man muss aber darauf achten.

Einsatz im Alltag

Ich habe dieses Objektiv bei Reisen insbesondere für Landschaftsfotografie eingesetzt. Wenn man sich der oben genannten Schwächen bewusst ist, kann man einen sehr interessanten Look generieren – der allerdings erst in der Nachbearbeitung erzielt wird. Durch erhöhen von Kontrast und Farben sowie durch die von Haus aus etwas kühlere Farbwiedergabe verglichen mit modernen Objektiven hinterlassen die Bilder einen Eindruck, den ich so von anderen Objektiven nicht gewöhnt bin und der auffällt. Da die Schärfe abgeblendet gut ist, können so eindrucksvolle Landschaftsfotos entstehen. Das geringe Gewicht und die kompakte Größe machen es zu einem guten Reiseobjektiv.

Für People und Streetfotografie verursachen die flaue Kontrast- und Farbwiedergabe bei Offenblende schon ein paar mehr Probleme. Wer Hauttöne einigermaßen akkurat wiedergeben möchte, muss schon viel Zeit in die Nachbearbeitung investieren. Wer eher einen klassischen Filmlook erzeugen will, oder sowieso in Schwarz-Weiß fotografiert, wird das weniger stören.

Muddy What? beim Bardentreffen 2022 in Nürnberg

Fazit

Wenn ich die  Wahl zwischen dem Nikon und dem Tokina habe, würde ich mich für das Nikon entscheiden. Es hat ebenfalls Schwächen aber weniger. Wenn der Preis eine Rolle spielt, kann das Tokina durchaus in Betracht gezogen werden. Mann kann diese Exemplare selten aber wenn dann teilweise deutlich unter 100€ finden und dafür bekommt man schon ein solides Vintageobjektiv mit einem sehr charakteristischen Look. Mechanisch ist es wie viele Objektive seiner Zeit eine wahre Freude – gute Verarbeitung und hochwertige Materialien. Ob ein modernes Objektiv mit seinen vielen Kunststoffbauteilen in 40 Jahren noch ähnlich solide dasteht, wage ich zu bezweifeln. Vermutlich wird das Objektiv dennoch nicht lange in meinem Bestand bleiben.