Nikon AI Nikkor 135mm f/2.8

Nikon AI Nikkor 135mm f/2.8

Das Nikon AI Nikkor 135mm f/2.8 ist eine Legende, seine Konstruktion gehört zu den besten, die Nikon je produziert hat. In den Top 10 Listen der besten Objektive aller Zeiten findet man dieses Objektiv regelmäßig. Ist es wirklich so gut?

135mm ist eine klassische Telebrennweite und eignet sich beispielsweise hervorragend für Gesichtsportraits. Mit einer Offenblende von f/2.8 ist das Objektiv perfekt zum Freistellen von Motiven geeignet. Weil heutzutage für den Telebereich Zoom-Objektive zum Standard gehören, sind die Preise für dieses Traumobjektiv sehr niedrig. Zooms haben sich in den letzten 40 Jahren unfassbar weiterentwickelt, doch neu ist nicht immer besser – für Festbrennweiten gilt das sicherlich. Dieses Objektiv ist heute noch eine Referenz in vielen Dingen. Besser im gleichen Brennweitenbereich ist das 135mm DC Nikkor, das kostet allerdings auch gebraucht etwa 5 Mal so viel. Wer auf Autofokus nicht zwingend angewiesen ist, sollte sich mal eins kaufen. Gebraucht je nach Zustand zwischen 100 und 250 Euro sind realistische Preise. Es gibt verschiedene Varianten mit Lichtstärken zwischen 2.8 und 3.5, sowohl als Q-Nikkor ohne AI, AI konvertiert, AI und AI-s. Also besser genau hinschauen, ob die Kamera kompatibel ist. Es gibt auch ein 135mm f/2 mit AI oder AI-s Kupplung, jedoch ist es wesentlich größer und eine andere optische Konstruktion.

Meine Erfahrungen mit diesem Objektiv

Mein Exemplar ist zwischen 1977 und 1981 gefertigt worden und damit älter als ich. Es funktioniert noch tadellos und ist auch optisch in hervorragendem Zustand. Nikons AI und Ais Objektive überzeugen auch heute noch durch überragende Fertigungsqualität „Made in Japan“. Wer heute ein Objektiv dieser Qualität sucht, landet schnell bei den von Cosina gefertigten Objektiven der Marken Zeiss oder Voigtländer oder eben bei den noch heute neu erhältlichen AI-s Nikkoren.

Mechanische Eigenschaften

Das Objektiv wiegt etwa 435g und ist knapp 8cm lang. Damit passt es in die meisten Fototaschen. Das aus Metall gefertigte Filtergewinde entspricht mit 52mm dem Standard dieser Objektivbaureihen.

Man bekommt ein Objektiv, das im Wesentlichen aus Metall und Glas gefertigt ist. Wie alle AI und Ais Objektive verfügt es über die sog. Hasenohren – also Blendenmitnehmer für manuelle Kameras. Damit ist es an allen Kameras mit F-Bajonett von 1959 bis heute montierbar.

Weitere Informationen zu Kompatibilität gibt es in meiner Übersicht „Welches Nikon Objektiv passt an welche Kamera“.

Am Blendenring kann die Blende manuell verstellt werden in Schritten von f/2.8 bis f/32. Die Blende rastet sauber ein. Der Fokusring ist mit Kunststoff versehen und man benötigt fast eine komplette Umdrehung, um durch den ganzen Fokusbereich zu gelangen. Eine Besonderheit ist die integrierte Streulichtblende, die aus Metall gefertigt und innen samt mattiert ist. Sie klickt sowohl beim Ausziehen als auch Einziehen hör und fühlbar ein. Insgesamt muss man sagen, dass die Fertigungsqualität dieses Objektives überragend ist.

Optische Eigenschaften

Optisch ist das 135mm f/2.8 eine Augenweide, wenn auch nicht frei von Problemen. Ich habe es für meine 16 Megapixel Nikon Df gekauft. Es kann mit einem FTZ-Adapter auch an modernen Nikon Z Kameras verwendet werden.

Es lässt sich bereits bei Offenblende vollumfänglich einsetzen. Schärfe ist bereits bei Offenblende gut, wird aber deutlich besser bei f/5.6 bis f/8 – weiteres Abblenden bringt keine weitere Verbesserung.

Die Farbwiedergabe ist kühler, als bei modernen Nikkoren, was an den verwendeten Vergütungen der Gläser liegt. Wer hier auf den „goldenen“ Look moderner Nikon Kamera- und Objektivkombinationen steht, muss beim Weißabgleich etwas nachhelfen.

Trotz der verwendeten Gegenlichtblende sind Aufnahmen bei Gegen- oder Querlicht ein bisschen mit Vorsicht zu genießen. Was mit einem modernen Objektiv völlig unproblematisch ist, führt bei diesem Objektiv vor Allem zu starkem Abfall des Kontrasts, der Farbwiedergabe und zu leichten Lensflares. Bei Portraitfotografie, wo viele Fotografen gern Gegenlicht als Stilmittel einsetzen, fällt das mit diesem Objektiv also aus. Für mich ist das der einzige wirkliche Schwachpunkt im Vergleich zu einem modernen Objektiv. In diesem Punkt wird der technische Fortschritt der letzten Jahrzehnte mehr als deutlich.

Nikon Df mit Nikon AI Nikkor 135mm f/2.8 bei f/4, 1/100s, ISO100

Das Bokeh ist weich und angenehm. Durch die sieben Blendenlamellen erhält man leider keine kreisrunden Bokeh-Effekte sondern entsprechend siebeneckige. Diese Effekte sind ohne starke Ränder und lassen sich entsprechen auch kreativ gut einsetzen. Die Charakteristik von Unschärfe und Farbwiedergabe besonders bei Portraits mit diesem Objektiv lässt sich am besten als plastisch beschreiben. Für mich ist das einer der wichtigsten Argumente, die für dieses Objektiv sprechen. Auch hier sieht man die Jahrzehnte der Weiterentwicklung – die Ergebnisse moderner Objektive sind hier oft austauschbarer. Mit dem 135mm AI lässt sich ein sehr individueller Bildlook erzeugen.

Nikon Df mit Nikon AI Nikkor 135mm f/2.8 bei f/2.8, 1/320s, ISO100

Das Objektiv eignet sich nur bedingt für Nahaufnahmen, da der Mindestabstand zu Motiv bei knapp 1,30m liegt. Motive wie Blumen lassen sich damit insbesondere bei Offenblende wunderbar freistellen, die Schärfe ist schon bei f/2.8 in Ordnung aber natürlich nicht mit einem Makroobjektiv vergleichbar.

Nikon Df mit Nikon AI Nikkor 135mm f/2.8 bei f/2.8, 1/1600s, ISO100

Das Objektiv vignettiert bei Offenblende erwartungsgemäß etwas stärker, das verschwindet bei Abblenden so ab f/5.6. Für Portraits lässt sich dieser Effekt gut zum Freistellen des Motivs nutzen. Bei Offenblende neigt das Objektiv zu Chromatischen Aberrationen. An den Kanten zeigen sich rötliche / magentafarbene oder auch grüne Farbsäume, die sich nicht ganz einfach entfernen lassen. Diese sind allerdings nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen Objektiven und stellen keinen Grund dar dieses Objektiv nicht zu nutzen.

Nikon Df mit Nikon AI Nikkor 135mm f/2.8 bei f/2.8, 1/1000s, ISO125

Fazit

Man bekommt mit dem Nikon 135mm f/2.8 AI ein sehr kompaktes und leichtes Teleobjektiv, das sich für viele Zwecke gut einsetzen lässt. Dazu zählen Veranstaltungen auch in Innenräumen, sogar Sport (wenn man mit dem manuellen Fokus gut umgehen kann) oder klassische Portraits. Durch seine guten Ergebnisse bereits bei Offenblende lassen sich Motive so besonders im Freien hervorragend freistellen. Es eignet sich auch gut für Available-Light-Fotografie. Wenn man Filter verwenden möchte, kann man dank der 52mm Fassung auf ein riesiges Angebot gebrauchter Filter zu niedrigen Preisen zurückgreifen. Durch die Integrierte Gegenlichtblende lassen sich Filteradapter für größere Filter nicht in Kombination mit der Gegenlichtblende verwenden. Da das Objektiv stark auf Gegenlicht reagiert, ist dabei entsprechend Vorsicht geboten.

Man sollte sich beim Kauf nicht durch die vielen Varianten und Versionen durcheinander bringen lassen. Wenn man die Wahl hat, würde ich eher ein etwas neueres Objektiv empfehlen, da die Preisunterschiede zu älteren Q-Nikkoren und modernen AI- und AI-s Nikkoren oft nicht mal 100€ betragen.

Beispielfotos