Nikon AF Nikkor 24-50mm f/3.3-4.5

Nikon AF Nikkor 24-50mm f/3.3-4.5

Ich bin ein großer Freund von Festbrennweiten aber ab und zu ist ein Zoom einfach praktischer. Wenn ich auf Veranstaltungen fotografiere, bei denen der künstlerische Look der Fotos nicht im Vordergrund stehen soll, sondern eher die Dokumentation des Geschehenen, ist ein kompaktes Zoom eine deutliche Erleichterung gegenüber meinen lichtstarken Festbrennweiten mit 35mm, 50mm und 85mm. Und so ist es zu einem kleinen Hobby geworden mal alle Standardzooms durchzuprobieren, die Nikon so in den letzten 35 Jahren hergestellt hat. Das Nikon AF Nikkor 24-50mm war in den 1990ern weit verbreitet, man liest heute aber fast nichts mehr über dieses Objektiv. Im deutschsprachigen Raum gibt es auch kaum Erfahrungsberichte – deshalb schreibe ich jetzt einen.

Video meines Erfahrungsbericht

Geschichte des Objektivs

Das Nikon AF Nikkor 24-50mm f/3.3-4.5, ist ein sehr leichtes und kompaktes 2,1-fach Zoom für Kameras mit Nikon F-Bajonett. Es erschien 1988, also kurz nachdem Nikon die ersten Autofokus-Objektive (beispielsweise das hervorragende Nikon AF Nikkor 70-210mm f/4) auf dem Markt gebracht hatte und wurde 1995 noch einmal mit dem D-Chip neu aufgelegt. Im Wesentlichen unterscheiden sich diese Modelle jedoch nicht.

Die letzten Objektive dieses Typs wurden 2006 hergestellt. Das ist, verglichen mit vielen anderen Nikon-Objektiven, ein sehr langer Produktionszeitraum. Es muss etwa 100.000 dieser Objektive geben, die Wahrscheinlichkeit ein gutes gebraucht zu erwischen ist also groß. Ich habe 2020 für meins gebraucht knapp 50€ bezahlt. D und nicht D-Versionen gehen gebraucht etwa für den selben Preis weg.

Gehäuse und Verarbeitung

Nikon AF Nikkor 24-50mm
Vorderansicht des Nikon AF Nikkor 24-50mm

Das Gehäuse ist aus Kunststoff und Metall gefertigt und mit einem Durchmesser von ca. 68mm und einer Länge von minimal 74mm bei Zoomstellung 35mm und Fokus unendlich und 86mm bei Zoomstellung 24mm und Fokus auf naheste Einstellung ein sehr kleines und leichtes Reiseobjektiv. Es ist wie die meisten Objektive aus dieser Zeit noch „Made in Japan“, später hat Nikon die Produktion einfacherer Objektive nach Thailand und China verlagert.

Das Gewicht beträgt 355g, also kaum mehr als eine kleine Festbrennweite.

Es können 62mm Filter montiert werden, das Filtergewinde bewegt sich mit dem Fokus. Bei Verwendung von Polfiltern muss also nach dem Scharfstellen die Filtereinstellung vorgenommen werden.

Seitenansicht des Nikon AF Nikkor 24-50mm

Zoom und Fokusring fühlen sich ähnlich wenig hochwertig wie bei vielen Objektiven der Generation an. Es erinnert an das Nikon AF Nikkor 28-80mm f/3.3-5.6 G oder auch das Nikon 28-70mm f/3.5-4.5 D. Es bleibt der haptische Eindruck eines billigen Kit-Objektivs (das im Übrigen gar nicht so billig war). Da es aber noch unzählige dieser inzwischen locker 30 Jahre alten Objektive zu kaufen gibt, die alle noch funktionieren, scheint die Qualität nicht so schlecht zu sein, wie sie sich anfühlt.

Der Autofokus wird wie bei allen AF- und AF-D Objektiven über den Stangenantrieb bewegt. An Kameras ohne integrierem Autofokusmotor, wie den Nikon D3000er, D5000er oder auch Z-Kameras mit FTZ-Adapter, fokussiert dieses Objektiv nur manuell.

Informationen zur Kompatibilität von Nikon Kameras und Objektiven findest Du in diesem Artikel auf meiner Website ChristianMitschke.de

Die Autofokus-Geschwindigkeit an meiner Nikon Df ist relativ hoch, vergleichbar mit anderen AF-Objektiven wie dem Nikon AF Nikkor 28-70mm f/3.5-4.5 D oder dem Nikon AF Nikkor 28-80mm f/3.3-5.6 G. Sehr positiv hervorzuheben, ist die geringe Nahfokusdistanz. Das Objektiv stellt etwa bis zu einem halben Meter Motiventfernung scharf.

Montiert an eine Nikon Df harmoniert das Objektiv hinsichtlich Größe und Gewicht sehr gut, das ganze fühlt sich angenehm an.

Optische Eigenschaften

Bajonett des Nikon AF Nikkor 24-50mm

Bei so kompakten Zoomobjektiven müssen natürlich immer optische Kompromisse eingegangen werden, sowohl bei maximaler Blende als auch bei der Qualität der Abbildung. Eine wichtige Botschaft kann man schonmal vorwegnehmen: Das Objektiv hat eine etwas schwierige Charakteristik bei Offenblende.

Die größte Blende ist f/3.3 im Weitwinkel und f/4.5 im Tele, die kleinstmögliche Blende ist f/22. Es eignet sich damit für viele Dinge, die nicht unbedingt große Offenblenden benötigen, wie Fotoshootings bei wenig Licht oder Portraits mit starker Freistellung des Hintergrunds.

Besonders im Weitwinkel vignettiert es bei Offenblende sehr stark, das wird durch Abblenden deutlich besser. Im Tele ist das häufig nicht so problematisch, besonders bei Portraits mit geringem Motivabstand fällt es nicht weiter auf.

Auch die Verzeichnung ist besonders im Weitwinkel stark und sehr auffällig – deutlich auffälliger als bei anderen Weitwinkelobjektiven von Nikon. Ich fand sie manuell auch recht schwer zu korrigieren. In Adobe Lightroom gibt es standardmäßig kein Objektivprofil, so dass man die Verzeichnung ggf. selbst korrigieren muss. Bei 50mm ist die Verzeichnung weitestgehend verschwunden.

Tipp: Die beste Erfahrung habe ich in Lightroom bei Verwendung des Objektivprofils vom Nikon AF Nikkor 24-85mm f/2.8-4 D gemacht. Die damit korrigierten Bilder sehen geometrisch korrekt aus.

Die Schärfe an der Nikon Df, die mit 16 Megapixeln auflöst, ist abgeblendet in Ordnung. Ab f/5.6 konnte ich eigentlich bis f/11 scharfe Aufnahmen erzielen. Ich habe auch Portraits damit fotografiert und war sowohl von der Schärfe als auch von der Farbwiedergabe bei geringem Motivabstand positiv überrascht.

Allerdings würde ich dieses Objektiv nicht an einer D810 oder D850 mit 36 bzw. 46 Megapixeln oder an neuen möglicherweise noch höher auflösenden Sensoren verwenden – diese Ansprüche kann das Objektiv sicher nicht erfüllen.

Ein weiteres Problem bei Offenblende sind Farbsäume. Ich habe diese besonders stark beim Fotografieren in Innenräumen, die mit LED-Leuchtröhren an der Decke beleuchtet waren, festgestellt. Diese waren so stark, dass ich sie kaum korrigieren konnte.

Starke Farbsäume sind bei Offenblende besonders im Weitwinkel ein kaum zu korrigierendes Problem.

Aber es gibt auch positive Seiten: Wenn das Licht stimmt – am Besten Tagsüber und leicht abgeblendet auf mindestens f/5.6 bis f/11 ist es ein ganz ordentliches Objektiv, das sich beispielsweise für Landschaftsfotografie oder Wanderungen und Städtetrips sehr gut eignet. Die kurze Nahfokusdistanz ermöglicht auch Nahaufnahmen und die Farben sehen natürlich aus.

Fazit

Das Objektiv hat einen sehr praktischen Brennweitenbereich für Reisefotografie. Sein geringes Gewicht und die kompakte Bauweise machen es zu einem guten Reisebegleiter. Man muss bei Offenblende große Abstriche machen – hier sind sowohl Vignettierung, Verzeichnung als auch Farbsäume besonders im Weitwinkel ein großes Problem. Dem entgegen steht ein unfassbar niedriger Preis. Gebraucht verkaufen sich diese Objektive zwischen 50€ und 100€, mehr sollte man aufgrund des großen Angebots nicht bezahlen. Wer im Weitwinkel auch mit 28mm leben kann, ist mit dem Nikon 28-70mm f/3.5-4.5 D deutlich besser bedient. Es kostet nur unwesentlich mehr, ist optisch aber in einer anderen Liga.

Testbilder