Gebrauchtes Fotozubehör – eine sinnvolle Alternative?

Nikon AF Nikkor 70-210mm f/4

Eine neue Kamera soll her, oder ein Objekitv. Muss es unbedingt Neuware sein oder ist gebrauchtes Fotozubehör ebenfalls eine gute Alternative? Worauf muss man beim Gebrauchtkauf besonders achten?

In meinem Fotoblog sowie auf meiner Website www.christianmitschke.de berichte ich regelmäßig über Zubehör und wie man es richtig anwendet. Dabei kaufe ich in der Regel gebrauchte Ware. Ich möchte ein paar meiner Erfahrungen teilen.

Die letzte Kamera, die ich neu gekauft habe, war meine Nikon D50 – das war im Jahr 2007. Und das letzte Objektiv, das ich neu gekauft habe, war 2012 mein Nikon 35mm f/1.8 G ED, weil es das noch nicht gebraucht gab. Fast alles andere – sowohl meine Vollformatkameras, alle Objektive, Blitzgeräte, Funkempfänger oder Stative, aber auch meinen EIZO-Monitor zur Bildbearbeitung habe ich gebraucht erworben. Ich habe das nie bereut und auch in den vielen Jahren, in denen ich Objektive ausprobiere nie etwas erworben, was dann nicht dem beschriebenen Zustand entsprochen hat. Neukäufe tätige ich eigentlich nur, wenn es sich um „Verbrauchsmaterial“, wie Akkus oder Speicherkarten handelt. Oder bei Artikeln, die es noch nicht gebraucht zu kaufen gibt, und die ich unbedingt haben möchte.

Es muss nicht immer Neuware sein

Alle Jahre wieder – nicht nur zu Weihnachten – setzt die Fotoindustrie uns allen wieder tolle neue Ideen für Zubehör, Ausrüstung, Kameras und Objektive in den Kopf. Und wie die Psychologie der Werbung eben funktioniert, löst es bei den meisten von uns den „haben-wollen“ Mechanismus in Gang. 2 Mausklicks später ist der Wunsch in eine Bestellung umgewandelt und das Konto um einen kleinen oder auch größeren Betrag ärmer.

Viele Fotografen möchten keine gebrauchten Artikel kaufen, weil sie nicht wissen, wie vorher mit dem Objektiv oder der Kamera umgegangen wurde. Oder weil sie eine Rechnung benötigen. Einige Ausrüstungsteile gibt es allerdings auch nicht mehr neu zu kaufen, wie die meisten älteren Manuell Fokus Objektive mit M42 Anschluss oder auch ältere Nikon AI und AI-s Linsen. Auch Filmkameras sind in der Regel nur noch gebraucht zu bekommen.

Sowohl die gängigen Portale für Kleinanzeigen als auch größere Gebrauchtwarenportale mit Garantie und Rechnung bieten zahlreiches Fotoequipment in allen Zuständen an. Dabei lässt sich nicht nur mächtig sparen, man lernt bei Selbstabholung oft auch noch nette Gleichgesinnte kennen, die einem auch noch den ein oder anderen Tipp geben.

Wo kauft man gebrauchtes Fotozubehör am besten?

Möglichkeit 1: Gebrauchtes Fotozubehör direkt vom Händler

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft am besten bei einem Händler. Die gibt es lokal oder auch online. Die Hersteller bieten teilweise sogar selbst aufbereitete gebrauchte Ware, bei Nikon als „Refurbished“ gekennzeichnet. Sowohl dort als auch beim kleinen Händler um die Ecke erhält man in der Regel geprüfte Wahre, einen gut dokumentierten Zustand und Hinweise über Mängel sowie Rechnung und eine Gewährleistung, teilweise auch Garantie. Für diesen Service muss man natürlich auch bezahlen. Gegenüber neuen Artikeln spart man etwas Geld und erhält oft Ware im neuwertigen Zustand.

Möglichkeit 2: Gebrauchtes Fotozubehör von privat über Fotobörsen oder Kleinanzeigenportale

Wer mehr sparen möchte, kauft meistens von Privat gebraucht. Das passiert auf Fotobörsen aber in der Regel über Kleinanzeigenportale im Internet. Das Risiko steigt hier durch die üblichen Betrugsversuche. Deshalb ist eine gewisse Skepsis sinnvoll.

Man sollte vor allem darauf achten, wie gut der Artikel dokumentiert und fotografiert ist, ob auf vorhandene Vorschäden näher eingegangen wird und wie die Versand- und Zahlungsbedingungen sind. Auch ein Herkunftsnachweis, wie die Originalrechnung können sinnvoll sein. Bei Gebrauchtportalen lohnt es sich auch darauf zu schauen, welche anderen Artikel der Verkäufer anbietet und wie lange er im Portal bereits angemeldet ist. Meistens sind Betrüger auf den zweiten Blick gut zu erkennen. Bei Interesse sollte zunächst Kontakt aufgenommen werden und ggf. ein paar Fragen zum Artikel gestellt werden, von denen man sich sicher sein kann, dass sie nur jemand beantworten kann, der auch im Besitz der Ware ist. Alternativ lohnt sich auch die Selbstabholung und das Ausprobieren vor Ort, wenn möglich.

Praxistipp: Worauf sollte man beim Kauf gebrauchter Objektive besonders achten?

Da ich besonders häufig gebrauchte Objektive zum Ausprobieren oder auf der Suche nach dem perfekten Objektiv kaufe und ab und zu auch wieder verkaufe, achte ich besonders auf diese Punkte:

  • Wie gut ist die Artikelbeschreibung – wird auf Nutzungsdauer- und Art (Professionelle Nutzung) eingegangen
  • Sind Vorschäden dokumentiert und auch in den Fotos sichtbar. Hierbei lohnt sich besonders ein Blick auf die am häufigsten benutzten Teile des Objektivs: Filtergewinde, Objektivdeckel und alle mechanischen Schalter. Aber auch bei Dellen ist Vorsicht geboten. Ein Sturz kann auch Schäden im Inneren verursacht haben, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Das findet man beim Ausprobieren heraus: Augen, Ohren und Gefühl sind meistens zuverlässiger als jede Artikelbeschreibung.
  • Sind Vorder- und Rücklinsen frei von sichtbaren oder beschriebenen Schäden? Kratzer können sich auf die Bildqualität auswirken, im Zweifel vor Ort besichtigen und mit verschiedenen Blendenbereichen testen. Auch Putzspuren können richtige Kratzer im Glas sein, wenn das Objektiv beispielsweise trocken gereinigt wurde.
  • Sind Staubeinschlüsse dokumentiert? Diese sind vor allem bei älteren Zoom-Objektiven kaum zu vermeiden.
  • Ist Fungus oder andere Ablagerungen auf den Gläsern vorhanden? Bei älteren Objektiven kann es zu Glaspilz / Fungus kommen, besonders wenn diese nicht trocken gelagert wurden. In diesem Fall keinem Pilzsporen auf den Ablagerungen auf Objektivgläsern. Man erkennt das an Flecken und Fäden auf den Objektivgläsern. Besonders im inneren von Objektiven lassen sich diese nicht ohne weiteres entfernen.
  • Sind die Blendenlamellen in Ordnung? Die Blende wird mit Fetten gleitfähig gehalten, bei sehr alten Objektiven verharzt dieses Fett und macht die Blende schwergängig oder es verschmiert die Blendenlamellen.
  • Ist der Fokus leichtgängig bei manuell fokussierenden Objektiven? Funktioniert der Autofokus bei AF-Objektiven.
  • Funktioniert der Bildstabilisator zuverlässig?
  • Und zum Schluss: Wie seriös ist der Preis? Oft lässt sich der Preis noch etwas nachverhandeln. Bei sehr günstigen Angeboten ist Vorsicht geboten, bei sehr hochpreisigen Angeboten sollte man versuchen nachzuverhandeln. Aber: seltene und gut erhaltene Exemplare kosten gebraucht teilweise mehr als neu.

Wer diese Hinweise beachtet, kann auf eine unfassbar große Auswahl an Ausrüstung für praktisch alle Systeme zurückgreifen. Und gebraucht kann man sich auch das ein oder andere für den kleinen Geldbeutel kaufen, was neu unerschwinglich erschien.