ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2

Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2

Was schenkt man jemandem, der schon alles hat – vielleicht sogar mehrere 50mm Objektive? Ein besonderes Stück Technik vielleicht. So eins ist dieses Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2, das Gegenstand dieses Erfahrungsbericht ist. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt optisch sicher ebenbürtige oder sogar bessere Objektive mit 50mm Brennweite – besonders bei Offenblende. Aber darum geht es bei diesem Objektiv nicht ausschließlich. Wer seine Fotografie entschleunigen möchte und einen ganz bestimmten Bildlook erzeugen möchte, der in der klassischen analogen Fotografie eher typisch war, wird mit diesem Objektiv sehr viel Spaß haben.

Und noch ein Vorwort: Ich habe dieses Objektiv schon zweimal gekauft. Nachdem ich es an der Nikon Df hatte und eine Weile nicht nutzte, habe ich es verkauft und stattdessen überwiegend das Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G genutzt. Aber beide Objektive haben ihre Daseinsberechtigung und als ich ein kompaktes richtig gutes 50er für die D780 und meine analoge Nikon F401x suchte, fiel die Wahl nicht schwer. Ich habe es erneut gekauft und bereue es nicht!

Mein Review-Video zum ZEISS PLANAR T* 1,4/50 ZF.2

Geschichte des Objektivs

Das Planar ist ein klassisches Objektivdesign, das es so schon seit über 100 Jahren gibt und wie bei diesem Objektiv auch heute noch verwendet wird. Es wurde 1896 von  Paul Rudolph und Carl Zeiss als klassisches 6-Linsiges symmetrisches Design entworfen und über die Jahre immer weiter verfeinert. Das in den 1970er Jahren entwickelte Design des 1,4/50 Planar besteht aus 7 Linsen und wurde in den Objektiven vieler Marken – häufig mit M42 Anschluss verbreitet. Man kann es auch als Pancolar von Praktika, Carl Zeiss Jena oder anderen Marken finden. Diese lassen sich über Adapter auch ans F-Bajonett adaptieren (siehe mein Artikel dazu), aber wer hier keine optischen und qualitativen Kompromisse eingehen möchte, kann heute Objektive der Carl Zeiss AG mit diesem Design für Nikon F kaufen. Die heute erhältlichen Carl Zeiss Objektive werden nicht von der Carl Zeiss AG selbst gefertigt, sondern von Cosina in Japan hergestellt. Cosina fertigt auch für andere Marken wie Voigtländer optisch und mechanisch sehr hochwertige Objektive.

Mein Erfahrungsbericht zum ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2

Mechanik, Haptik, Verarbeitung

Dieses Objektiv ist ein Genuss für Menschen, die Feinmechanik lieben. Wer eine mechanische Uhr schätzen und lieben gelernt hat, wird an diesem Objektiv seine wahre Freude haben. Genau wie bei mechanischen Uhren geht es vielleicht nicht um das letzte Prozent optischer Spitzenleistung als eher der Gipfel handwerklicher Ingenieurskunst. Denn das Carl Zeiss Planar 50mm mit 1,4er Anfangsblende ist ein mechanisches Meisterwerk. Es ist praktisch vollständig aus Metall und Glas gefertigt und fühlt sich selbst im Vergleich zu den sehr hochwertig gefertigten AI- und AI-s Nikkoren noch eine Spur besser an.

Insbesondere die Haptik, wenn Blenden einrasten oder der Fokus verstellt wird, vermitteln zu jeder Zeit den Eindruck absoluter Präzision. Das Gilt auch für die mitgelieferte Sonnenblende, die aus Metall gefertigt und mit Samt auf der Innenseite beschichtet ist. Die Sonnenblende rastet auf der Außenseite des Metall-Filtergewindes des Objektivs mit deutlichem Gefühl ein und sitzt fest. Nichts wackelt, nichts klappert. Hier zeigt Cosina, wo diese Objektive in Japan gefertigt werden, dass hochpräzise Fertigung von Objektiven auch heute noch zu ihren großen Stärken gehört.

 Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 und NIkon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G
Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 und NIkon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G im Vergleich

Das Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 wiegt 330g, ist also etwas schwerer als die sonst erhältlichen Plastikbomber von Nikon wie das Nikon AF Nikkor 50mm f/1.8 D oder die neuen Objektive der G-Serie. Es ist auch etwas kompakter.

Optische Eigenschaften

Das Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 hat eine Brennweite von 50mm und eine Anfangsblende von f/1,4. Die minimale Blendenöffnung beträgt f/16. Man setzt das Objektiv typischerweise für Portraits und für allgemeine Fotografie auf mittlere bis größere Motivdistanzen ein. Es ist nicht für den Nahbereich optimiert – wer ein Objektiv für diesen Bereich sucht, greift besser zum ZEISS Makro-Planar T* 2/50 ZF.2.

Fotografiert mit Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2
Nikon Df mit Zeiss Planar T* 1,4/50 bei f/5.6 1/100s ISO110

Die Stärken des Objektivs liegen definitiv im Bereich zwischen f/2,8 und f/8. Bei Offenblende muss man es sehr mit Bedacht einsetzen – ich persönlich halte f/1.4 bei diesem Objektiv für unbrauchbar. Für Aufnahmesituationen, in denen ein extrem weicher und verträumter Bildlook gefragt ist, kann das Objektiv offen gut eingesetzt werden. Man sollte allerdings bedenken, dass sowohl Schärfe als auch Kontrast nur im absoluten Bildzentrum überhaupt vorhanden sind und alles andere matschig weich ist. Abblenden verbessert die gesamte Situation bereits dramatisch ab f/2. Bei f/2.8 steigt die Auflösung auch an den Rändern an. Spätestens ab f/4 kann man es eigentlich für alle Zwecke einsetzen.

Fotografiert mit Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2
Nikon Df mit Zeiss Planar T* 1,4/50 bei f/2,5 1/640s ISO100

Bei Offenblende vignettiert typisch für diese Objektivbauart, das verschwindet aber bereits bei f/2.8 fast vollständig. Farbsäume bei Gegenlicht sind häufig nicht sehr stark ausgeprägt und lassen sich softwareseitig oft korrigieren – auch hier ist Abblenden wichtig. In Adobe Lightroom ist ein Objektivprofil für dieses Objektiv vorhanden, so dass man – auf Wunsch – automatisch Korrekturen vornehmen kann. Allerdings nimmt man dem Bild dadurch auch etwas Objektiv-Charakteristik. Ich habe allerdings auch einige Situationen fotografiert – beispielsweise diese im Bild unter diesem Text, in der sich bei f/1.4 direkt in die Sonne fotografiert sehr starke lilafarbene Ränder der Blätter abzeichnen.

Farbsäume mit  Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 bei Offenblende
Nikon Df mit Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 bei f/1.4 1/2000s ISO100

Die Farbwiedergabe ist Zeiss-typisch hervorragend. Die verwendeten Beschichtungen führen außer bei sehr starkem Gegenlicht und Offenblende zu neutral wiedergegebenen Farben mit gutem Kontrast.

Das Bokeh ist angenehm weich. Bokeh-Effekte zeichnen sich bei Offenblende durch stark betonte Ränder der ansonsten runden Bokeh-Balls aus. Blendet man ab, werden diese einheitlicher und man erkennt die durch die 9 Lamellen sichtbare Blendenform ab.

Bokeh des  Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2
Nikon Df mit Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 bei f/4.0 1/500s ISO100

Wer braucht schon Autofokus?

Das Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 ist ein manuell-Fokus Objektiv. Das Fokussieren fällt durch den sehr präzisen Fokusring leicht – und zwar überraschend. Ich habe in den letzten 15 Jahren extrem viele manuell fokussierende Objektive ausprobiert, aber ich hatte noch nie eines, bei dem mir das fokussieren so leicht fällt und trotzdem sehr präzise ist.

Ich habe an der Nikon Df auch über die integrierte Fokussierhilfe sehr präzise fokussieren können.

Ein fehlender Autofokus schränkt die Einsatzbereiche dennoch etwas ein, insbesondere wenn sehr schneller und präziser Autofokus wichtig ist – bei Sport beispielsweise – würde ich eher ein anderes 50er mitnehmen.

Mein persönliches Fazit – die perfekte Ergänzung zur Nikon Df – und Jahre später noch einmal gekauft!

Ich wollte dieses Objektiv schon viele Jahre haben – auch weil es ein günstiger Einstieg in die Welt der hochwertigeren manuell fokussierenden Objektive von Zeiss oder Voigtländer ist. Gekauft habe ich es nicht, weil es so viele negative Berichte darüber gibt. Wie schon oben geschrieben, gibt es Situationen, in denen man ein solches Objektiv einsetzen kann. Hat man aber bestimmte Anforderungen wie hohe Schärfe und Kontrast bei Offenblende, gibt es zahlreiche andere Objektive, die das besser können. Ich habe es sowohl in Innenräumen als auch auf Wandertouren eingesetzt und bin überzeugt, dass die Kritik an diesem Objektiv hauptsächlich seiner Schwäche bei f/1.4 zugeschrieben wird. Vielleicht sind die f/1.4 auch eher ein Marketing-Gag, denn wenn das Objektiv exakt so als f/2.0 verkauft würde und man einfach nicht weiter aufblenden könnte, hätte man vielleicht eine andere Erwartung.

Vielleicht ist das ein passender Vergleich. Man glaubt ein Auto zu kaufen, dass 300 km/h fährt. Und bei 300 km/h ist es praktisch unfahrbar und dafür hagelt es Kritik. Dass es zwischen 0 und 250 km/h einfach überragend gut ist, und dazu noch ein mechanischer Leckerbissen, fällt unter den Tisch.

ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 und Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G
ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 und Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G

Ich habe ja nicht nur ein 50er im Schrank. Zur Zeit, wo ich diesen Bericht aktualisiere, habe ich dieses Zeiss Planar, dazu ein Nikon AF Nikkor 50mm f/1.4 D, das hervorragende aber viel zu teure Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G und die Allzweckwaffe für meine Leidenschaft Pilzfotografie – das Nikon AF Micro-Nikkor 60mm f/2.8 D. Ich hatte natürlich auch noch die 1.8er Varianten Nikon AF Nikkor 50mm f/1.8 D beide Varianten des Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G. Alle haben Vor und Nachteile aber so langsam habe ich für mich herausgefunden, was meine Bilder ausmachen und welche Objektiv-Charakteristik mir dabei hilft.

Ich bin nicht immer hundertprozentig überzeugt von Nikons Standardobjektiv, dem Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G, aber viele meiner besten Aufnahmen sind damit entstanden – es kann also nicht so schlecht sein. Beim Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 ist die Erwartung eine andere – vielleicht auch bedingt durch den fehlenden Autofokus. Wenn das Bild unscharf ist, suche ich den Fehler zuerst bei mir und weniger in der Kamera und Objektivkombination (und das sollte eigentlich auch immer so sein!). Der Fokus lässt sich so präzise setzen, dass es selbst bei Fotografie von Kindern nicht so schwerfällt, wie mit anderen Manuell Fokus Objektiven – und ich habe schon sehr viele davon ausprobiert. Die Quote an falsch fokussierten Bildern liegt bei fast 0.

Hat man sich an die Charakteristik bezüglich Schärfe und Kontrast gewöhnt, entwickelt man schnell ein Gefühl, welche Blende den gewünschten Effekt liefert. In den meisten Situationen habe ich das Zeiss Planar dem Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G vorgezogen. Gewicht, Größe und Balance an der Nikon Df waren perfekt. Trotzdem habe ich es verkauft – ein Fehler. Jetzt mit der Nikon D780 und einer analogen Nikon F401x habe ich es mir wieder gekauft. Aus Überzeugung.

Leicht abgeblendet gelingen Bilder mit tollen Farben, hohem Mikrokontrast und guter Schärfe. Die Schritte zur Nachbearbeitung in Lightroom sind deutlich kleiner, als bei meinen Nikkor-Objektiven – mir fällt es leichter direkt bei der Aufnahme schon das Bild umzusetzen, das ich eigentlich machen wollte. Ich denke es ist mal wieder die Reduktion aufs Wesentliche, die wie so oft dem Fotografen hilft, sich zu fokussieren.

Und noch ein Wort zur Belichtung. An meiner Nikon Df verwende ich das Objektiv in der Regel in den Programmen M und A mit Matrix-Messung oder Spotmessung. Hier muss ich feststellen, dass die Belichtung in beiden Programmen immer etwa eine dreivierteil bis eine ganze Blende zu hell ist. Wenn ich das Zeiss an der Nikon Df verwende, setze ich deshalb die Belichtungskorrektur in der Regel auf -0,7 oder -1,0 und alles passt. Ich weiß nicht, woran das liegt aber mit dieser Einstellung gelingen optimal belichtete Bilder. An der Nikon D780 ist das übrigens nicht der Fall!

Also wer nüchtern und rational ein gutes Preis-/ Leistungsverhältnis sucht, greift besser zum Nikon AF Nikkor 50mm f/1.8 D oder Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G. Die sind abgeblendet auch gut und bringen Autofokus mit. Wer ein günstiges und gutes 50mm mit manuellem Fokus sucht, findet auch bei Nikon gute Objektive mit f/1.8 oder f/2.0.

Das Zeiss Planar T* 1,4/50 ZF.2 ist etwas für Menschen, die bereit sind, noch etwas für Haptik, Verarbeitungsqualität und Liebe an Mechanik draufzulegen – eben wie anfangs geschrieben – etwas für jemanden, der eigentlich schon alles hat.

Beispielfotos