Nikon Df

Nikon Df

Erfahrungsbericht Nikon Df

Mit der Df versucht Nikon an seine klassischen Analogkameras der FM-Serie anzuknüpfen und sie mit den Genen der digitalen Modelle auszustatten. Sie passt damit in den derzeit angesagten Retro-Look.

Meine persönliche Meinung zu dieser Kamera

Nikon Df OberseiteIch bin von der Nikon D700 auf die Df umgestiegen, habe diesen Artikel schon 2015 geschrieben und jetzt – Anfang 2017 nach anderthalb Jahren noch einmal aktualisiert. Die Nikon Df ist eine digitale Spiegelreflexkamera mit Vollformatsensor, d.h. die Sensorgröße entspricht etwa der eines Kleinbildnegativ (32mm x 24mm). Dieser Sensor stammt aus dem fast dreimal so teuren Topmodel Nikon D4 bzw. D4s und löst mit 16 Megapixeln moderat auf. Der eigentliche Clou des Sensors ist sein Rauschverhalten bei hohen Lichtempfindlichkeiten. Das ist meines Erachtens nach sogar bis ISO12.800 durchaus verwendbar. Da die native Bandbreite des Chip von ISO100 bis ISO12.800 reicht und sich diese Bereiche sowohl nach unten als auch nach oben erweitern lassen, kann man diesen Sensor für beinahe jeden Zweck einsetzen und erhält immer eine extrem hochwertige Bildqualität. Farbwiedergabe und Kontrast sind bis ISO6.400 auf höchstem Niveau, danach wird es erwartungsgemäß etwas schlechter aber immer noch meilenweit vor den Wettbewerbern und durch Nachbearbeitung mit Software beherrschbar. Das Gehäuse hat kein Blitzgerät integriert, ich habe es auch bislang nicht vermisst, weil ich durch das gute Lichtverhalten häufig das Umgebungslicht nutzen kann. Über den üblichen Blitz- oder Zubehörschuh kann ein GPS oder Blitzgerät befestigt werden.

Das Gehäuse der Df ist besteht aus Kunststoff und Magnesium und ist extrem leicht. Es ist die leichteste Vollformat-Spiegelreflexkamera im Markt. Das Prismengehäuse mit Retro-Schriftzug und die Oberseite erinnern an die FM-Kameras. Man hat über klassische Drehschalter Zugriff auf Verschlusszeit, Belichtungskorrektur, Lichtempfindlichkeit und Programm. An der Vorderseite kann man über einen Drehschalter die Blende wählen, wenn man ein Objektiv ohne Blendenring verwendet. Der ganze Rest des Gehäuses erinnert eher an eine D610 oder D810, man fühlt sich also gleich wohl und kennt alle Funktionen. Ich persönlich finde das Gesamtkonzept ist nicht zu Ende gedacht. Wenn die Drehschalter für Blendenwahl und Belichtungszeit jeweils noch eine „Automatik“-Stellung hätten, wäre das Programmwahlrad überflüssig und man würde die Schalter häufiger nutzen. Auch fehlt die Einstellung „Automatik“ für die Lichtempfindlichkeit – diese muss im Menü gesetzt werden. Das alles ist etwas unlogisch und wirklich schade. Denn ich nutze die Df häufig im M-Modus und dann machen all diese Einstellmöglichkeiten am Gehäuse wirklich viel Freude.

Der Sucher ist wunderbar groß und hell, meiner Erfahrung nach ist damit auch das manuelle Fokussieren mithilfe des Fokus-Indikators gut möglich, auch wenn Nikon keine Schnittbildmattscheibe verbaut hat. Viele andere Reviewer haben das kritisiert, ich fotografiere in der Tat häufig mit AI und AI-S Objektiven und hatte dennoch keine großen Probleme beim Scharfstellen – das ist Gewöhnungssache.

Nikon hat in die Df das Autofokussystem der D6XX Reihe integriert und damit die größte Schwachstelle der Kamera geschaffen. Die 39 AF-Sensoren sind sehr zentral verteilt, daran kann ich mich jedoch noch gewöhnen. Die Treffsicherheit und Geschwindigkeit selbst mit teuren AF-S Objektiven ist jedoch nur bei gutem bis mittelmäßigem Licht im akzeptablen Bereich. Sobald die Lichtverhältnisse schwieriger werden, trifft der AF nicht mehr zuverlässig oder braucht sehr lang. Nikon hat, möglicherweise aus Design-Gründen, auch noch das AF-Hilfslicht weggelassen, was die Leistung im Dunklen noch stärker reduziert. Ich verstehe das nicht einfach nicht. Wer kombiniert eine Kamera mit dem besten verfügbaren Low-Light Sensor und spart so stark am AF-System? Die Df hat einen eigenen AF-ON Button, wie die D700 und D8XX auch. Das ist hilfreich, ich fotografiere ausschließlich mit Back-Button-Focus, so kann ich das Problem der so zentral liegenden AF-Felder umgehen, indem ich fokussiere, dann die Komposition mache und dann auslöse. Wenn der AF dabei im AF-C Modus ist, funktioniert das ganz gut. Mit AF-C habe ich bessere Erfahrungen als mit dem AF-C 3D gemacht. Man kann auch Gruppen um einen Fokuspunkt aktiv schalten, so dass statt einem 9 Autofokus-Punkte in einem Bereich ein Motiv verfolgen können. Das ist nicht zu verwechseln mit dem Gruppen-Autofokus, den es leider in der Df nicht gibt.

Dennoch liebe ich meine Df, denn im Alltag ist die besonders mit kleinen Festbrennweiten, wie dem Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G oder dem Nikon AI Nikkor 28mm f/2.8 eine unauffällige Begleiterin mit herausragender Bildqualität. Ich fotografiere ausschließlich in RAW, dabei sieht man das wahre Potential des 16MP Sensors. Das Gehäuse ist extrem leicht und für kleinere Objektive gut ausbalanciert. Ich halte die Kamera eher wie eine FM am Objektiv, da der Handgriff etwas kleiner ist – was mich nicht stört. Ich lasse in der Regel auch den Tragegurt weg, weil er bei dem geringen Gewicht schlichtweg nicht nötig ist und – ein weiterer Nachteil – die Halteösen am Gehäuse an ungünstigen Stellen angebracht sind.  Die Handhabung ist auch mit größeren Objektiven, wie dem Nikon AF Nikkor 70-210 f/4 in Ordnung, jedoch nicht so komfortabel wie an einer D700 oder D8XX.

Ein weiterer Punkt, der für einige Nikon-Fans interessant sein sollte, ist die Kompatibilität der Objektive. Man kann an die Df nämlich auch Objektive vor der AI-Ära montieren, so dass man eigentlich alles kaufen kann, was Nikon seit Markteinführung des F-Bajonett 1959 hergestellt hat. Und da sind durchaus ein paar Sahnestücke dabei. Sie fühlen sich genauso gut an der Df an, wie an einer FM2.

Mein Fazit fällt insgesamt gut aus, auch wenn ich ein paar Dinge wirklich nicht nachvollziehen kann. Man bekommt mit der Nikon Df eine D4 im Look einer FM zum kleinen Preis, bei der man besonders beim Autofokus und dem Bedienkonzept Abstriche machen muss. Dafür ist die aufgrund der Kompaktheit und des geringen Gewichts der perfekte Reisebegleiter. Die Gebrauchtpreise sind derzeit bei ungefähr 1800€ – das ist ein akzeptabler Preis, zu dem man – wenn man mit den Nachteilen leben kann – eine wirklich gute Alltagskamera bekommt.

Ich hoffe, dass Nikon aus den vielen Kritiken zur Df lernt, denn wenn sie die an einer potentiellen Df2 ausbessern, können sie die Lieblingskamera vieler Nikon-Fotografen auf den Markt bringen.

Beispielfotos

Links und Reviews zur Kamera

 

 

#NikonDf #Nikon #Kamera #Digitalkamera