Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G

Jedes 58mm von Nikon ist eine Legende. Alle diese Festbrennweiten von Nikon tragen etwas besonderes mit sich und den Gipfel dieser Entwicklung bildet das neue 58mm Noct 0.95 für Nikon Z Kameras. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich fotografiere seit vielen Jahren mit 50mm Objektiven von Nikon und habe bei allen Objektiven bislang eines wirklich vermisst: Schärfe bei Offenblende und gleichzeitig tolles Bokeh. Das ist sicherlich auch ein kaum zu erreichender Spagat für die Konstrukteurer von Objektiven aber so viel darf ich vorweg nehmen: Mit dem Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G ist es Nikon gelungen.

Meine Erfahrungen mit dem Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G

Das Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G trägt Nikons goldenen Ring, mit dem die hochwertigen für den professionellen Einsatz konzipierten Objektive geschmückt werden. Diese Objektive tragen in der Regel auch das große N neben der Fokus-Skala, welches den Hinweis auf die verwendete Nanokristallvergütung gibt, die besonders wirksam gegen Reflexionen helfen soll. Ich habe das Objektiv jetzt einige Monate im Einsatz und hatte es beispielsweise auch bei einer mehrwöchigen Reise im Kaukasus für den überwiegenden Teil meiner Fotos im Einsatz.

Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G

Haptik, mechanische Eigenschaften, Verarbeitung

Wer dieses Objektiv zum ersten Mal in der Hand hält, wird wenig Unterschiede zu anderen Nikon AF-S Objektiven feststellen. Es fühlt sich nach hochwertigem Kunststoff an, aber nicht wie fast 2.000€ die Nikon für dieses Objektiv aufruft. Wer schon mal ein Zeiss 50mm oder andere Objektive von Cosina wie Voigtländer aber auch die meisten AI-s Objektive von Nikon in der Hand hatte, wird sich hier etwas mehr fühlbare Qualität wünschen. Das Objektiv ist sehr groß, hat einen 72mm Filterdurchmesser mit einem Kunststoffgewinde, welches ich nicht verwende. Es gibt einen AF/M-Schalter, den ich ebenfalls nicht verwende und man kann den Fokus manuell verstellen. Insgesamt fühlt sich das nicht ganz 400g schwere Objektiv handlich an, die Balance an einer Vollformat-DSLR ist sehr ausgewogen – auch wenn sich ein Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G noch etwas angenehmer anfühlt.

Unfassbar finde ich, dass auch an einem so teuren Objektiv die selben Probleme, wie an den billigen AF-S Nikkoren auftreten: Beim Einklemmen des Objektivdeckels kann es zu Beschädigungen am umgebenden Kunststoff kommen, so dass dieser etwas absteht. Das hat keinerlei Nachteile auf die Bildqualität, sieht aber einfach blöd aus.

Der Autofokus mit Ultraschallmotoren verrichtet fast geräuschlos seine Arbeit, ist dabei gefühlt etwas langsamer als beim Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G. An der Nikon Df fühlt sich das im Nahbereich nicht immer sehr präzise an, aber das liegt eher an der Kamera als am Objektiv und geht mir mit den 50mm auch oft so. Es handelt sich leider nicht um eine Innenfokussierung, man kann die optische Einheit im Gehäuse von vorn nach hinten fahren sehen, wenn man fokussiert. Staubeinschlüsse sind so leichter möglich. Man kann bis etwa einen halben Meter zum Motiv fokussieren, wer näher ran will, sollte zum 60mm Micro-Nikkor greifen.

Nikon stattet das Objektiv mit einer recht großen Gegenlichtblende aus, die ich tatsächlich auch meistens verwende – auch um das Objektiv zu schützen. Mit Gegenlichtblende ist das Objektiv etwa genauso groß wie das großartige Nikon AF-S Nikkor 85mm f/1.8 G.

Größenvergleich Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G und Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G SE
Größenvergleich Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G und Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G SE

Optische Eigenschaften

Dieses Objektiv kauft man, wenn man entweder Geld übrig hat, oder die perfekte Kombination aus Bokeh und Schärfe sucht. Mit 2 asphärischen Elementen und Nanokristallvergütung bringt das Objektiv schon vieles mit, was gute Optiken bei Nikon ausmacht. Mit 9 abgerundeten Blendenlamellen lässt sich ein schönes Bokeh erzeugen. Die Blende reicht von f/1.4 im Maximum bis f/16 im Minimum.

Insgesamt bin ich absolut begeistert von der Farb- und Kontrastwiedergabe dieses Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G. Farben sind natürlich, Nikon-typisch etwas wärmer. Kontraste sind schon bei Offenblende stark ausgeprägt, abblenden bringt noch mal etwas mehr.

Wald fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/8, 1/500s, ISO1800
Wald fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/8, 1/500s, ISO1800

Die Schärfe ist bereits bei Offenblende im Zentrum hervorragend. Ich setze das Objektiv gern für Portraits ein. Da bekomme ich bereits bei f/1.4 tolle Schärfe auf dem Auge und gleichzeitig ein großartiges Bokeh. Und das ist der klare Unterschied zu allen anderen 50mm Objektiven, die ich bisher genutzt hatte. Um diesen Grad an Schärfe und Mikrokontrast zu bekommen, musste ich abblenden, was sich natürlich auf die Freistellung des Motiv auswirkte. Das brauche ich bei diesem Objektiv nicht unbedingt. Ich blende ab, um meine Schärfentiefe zu vergrößern – und zwar so viel wie ich muss. Für maximale Schärfe genügt f/5.6, im Alltag erreicht man schon bei f/2 richtig knackig scharfe Ergebnisse.

Die Charakteristik des Bokeh ist dabei etwas Besonderes. Es ist weich, Bokeh ohne Zwiebelringe und schöne runde Bokeh-Balls ab f/2, bei f/1.4 bekommt man schon mal Katzenaugen. So ein schönes Bokeh erreicht man sonst mit einem Teleobjektiv mit größerer Motivdistanz auch erreichen. Da schleppt man aber ein größeres Objektiv mit sich herum.

Nahaufnahme im Feld mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/2.0, 1/250s, ISO100
Nahaufnahme im Feld mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/2.0, 1/250s, ISO100

Die Verzerrung ist bei Offenblende vorhanden, erzeugt aber ähnlich wie bei hochwertigen Zeiss-Objektiven einen gewissen 3D-Effekt. In Kombination mit der bei Offenblende vorhandenen Vignettierung entsteht ein sehr plastisches Bild des Motives. Ich mag diesen Effekt und es macht die Charakteristik dieses Objektivs aus. Ich verwende aus diesen Gründen in der Regel auch die Objektiv-Korrektur in Kamera oder in Lightroom nicht für dieses Objektiv.

Farbsäume sind in manchen Licht- und besonders Gegenlichtsituationen vorhanden, meist lilafarbene Farbsäume, die sich in Lightroom jedoch einfach korrigieren lassen. Bei Portraits hatte ich allerdings schon stärkere Probleme in Gegenlichtsituationen bei f/1.4 – insbesondere bei gestreifter Kleidung. Hier war teilweise die originale Farbe sehr stark durch Farbsäume überlagert und die Korrektur führt dann natürlich dazu, dass die originale Farbe nicht mehr richtig dargestellt wird. D.h. das ist die einzige Situation in der man mit diesem Objektiv leider wirklich aufpassen muss.

Besonders in hellen Bereichen sind lilafarbene Farbsäume deutlich erkennbar. Sie sind mit Lightroom einfach korrigierbar.
Besonders in hellen Bereichen sind lilafarbene Farbsäume deutlich erkennbar. Sie sind mit Lightroom einfach korrigierbar.

Fazit: Wer braucht ein 58mm f/1.4G?

Es gibt viele Vergleichstests des 50ers und des 58er. Oft sagen die Tester, dass sie kaum einen Unterschied feststellen. Vermutlich kommt es aufs Setting und die Situation an. Ich verwende es hauptsächlich für Portraits im Freien. Für Hochzeitsfotografen oder Reportage-Fotografie kann es gut geeignet sein. Ich habe es als Standardbrennweite bzw. Reiseobjektiv im Einsatz und bin sehr zufrieden. Dadurch dass man es sowohl bei Offenblende schon als kreatives Objektiv als auch abgeblendet für Landschaften oder Stadtfotografie einsetzen kann, ist es ein gutes Immerdrauf – wenn auch sehr teuer.

Als Objektiv für Reisefotografie erschienen mir die 58mm ursprünglich etwas zu lang, besonders wenn ich in kleineren Innenräumen fotografieren muss. Dennoch kann man für solche Situationen ein kleines Weitwinkel wie das 24mm f/2.8 einpacken, das passt in jede Objektivtasche. Ich nutze deshalb dieses 58er sehr gern beispielsweise auf Wanderungen oder Spaziergängen – und natürlich für Portraitshootings.

Dieses Objektiv ist etwas für kompromisslose Genießer, die das nötige Kleingeld übrig haben. Man kann gut erhaltene Exemplare gebraucht zwischen 850 und 1.000€ kaufen aber es ist nicht das Massenobjektiv. Ggf. lohnt es sich zu warten, bis ein gutes Angebot auftaucht. Wer ein sehr flexibles Universalobjektiv sucht, bei dem er kompromisslos jeden Blendenbereich nutzen möchte, ist bei diesem Objektiv gut aufgehoben. Wer bereit ist, etwas abzublenden und auch beim Bokeh einen kleinen Kompromiss zu machen, kann zu den f/1.8 lichtstarken Alternativen Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G oder auch zum Nikon AF Nikkor 50mm f/1.8 D greifen. Zum Preis des 58er bekommt man 4 bis 5 der anderen Objektive.

Beispielfotos

Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/1.4, 1/500s, ISO100
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/1.4, 1/500s, ISO100
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/2.0, 1/1000s, ISO100
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/2.0, 1/1000s, ISO100
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/1.4, 1/4000s, ISO100
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/1.4, 1/4000s, ISO100
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/7,1, 1/100s und ISO250
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/7,1, 1/100s und ISO250
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/1.4, 1/500s, ISO100
Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bei f/1.4, 1/500s, ISO100