Konzertfotografie mit der Nikon Df

Konzertfotografie mit der Nikon Df

Mit dem überragenden Sensor aus der D4 ausgestattet, bringt die Df von Nikon viel für eine gute Low-Light Performance mit. Doch das Autofocus-Modul der Nikon D6XX ist bekanntlich nicht das beste – wie schlägt sich also diese Kamera auf einem Konzert? Ich war mit der Nikon Df und dem Nikon 70-210mm f/4 auf dem Nürnberger Bardentreffen 2017 unterwegs.

Das ist ein Erfahrungsbericht von einem Nicht-Konzertfotografen. Das Bardentreffen findet 2017 zum 42sten Mal statt. Jede Menge Bands spielen entweder auf der Straße oder auf einigen großen Bühnen quer über die Stadt verteilt. Um die Atmosphäre gut einfangen zu können, wäre parallel zum Zoom noch ein Weitwinkel sinnvoll gewesen – aber das habe ich aus Gewichtsgründen zu Hause gelassen. Also müssen 70 bis 210mm an einer Nikon Df für dieses Event reichen.

Alle Fotos dieses Events sind in einer Galerie bei 500PX veröffentlicht und können unter der Lizenz Creative Commons heruntergeladen und verwendet werden. https://500px.com/bluespaces/galleries/bardentreffen-nurnberg-2017

 

Erstes Learning: Konzertfotografie heißt in Bewegung bleiben

Das Festival war sehr überfüllt – über das Wochenende haben sich etwa 200.000 Menschen durch die Stadt bewegt und es war nicht leicht einen geeigneten Ort zum Fotografieren zu finden – wenn man in einer Gruppe aus mehreren Menschen unterwegs ist. Allein geht das denke ich besser, hier kann man auch mal die Position wechseln. Ich war nicht als Fotograf akkreditiert – sowas kann von Vorteil sein, wenn man auch die für Journalisten vorgesehen Plätze nutzen möchte oder Backstage fotografieren will. Manchmal ergeben sich beim Herumlaufen um eine Bühne interessante Perspektiven, wie hier der Blick durch das Zelt mit dem Mischpult auf die Bühne. Ein weitwinkeligeres Objektiv wäre hier von Vorteil gewesen, ein Hocker oder eine kleine Leiter sicher auch.

 

Nick and June on stageDeshalb kann ich nur empfehlen das Gelände vor dem Festival oder bei einem anderen Konzert schon einmal anzuschauen damit man sich später auf die Bilder konzentrieren kann.

Nur eine Kamera mit einem Objektiv dabei zu haben, hat sich als großer Vorteil erwiesen, da ich in der Menschenmenge mit einem großen Fotorucksack kaum durchgekommen wäre.

Settings an der Kamera

Ich fotografiere grundsätzlich mit der Nikon Df meist im Modus M. Ich wähle meine Wuschblende, nachts oder bei Gesichtsaufnahmen f/4, sonst häufig f/6.3. Als Verschlusszeiten habe ich für diese Fotos tagsüber zwischen 1/500 bis 1/2000 und nachts mindestens 1/250 genutzt, um scharfe Fotos zu bekommen.

Die Lichtempfindlichkeit habe ich auf Auto gestellt und die Kamera kann eine Empfindlichkeit im Bereich von ISO100 bis ISO12800 wählen. Ich fotografiere ausschließlich in RAW, so dass ich alle Nachbearbeitungen für die Fotos im Anschluss in Lightroom vornehmen kann.

Als Belichtungsprogramm habe ich Matrix-Messung genutzt. Ich nutze seit etwa einem halben Jahr den Backbutton-Autofocus, d.h. als Konfiguration ist AF-C eingestellt, wird jedoch nur aktiviert, solange ich den AF-ON-Button auf der Rückseite der Kamera drücke. Das hilft besonders dem schwachbrüstigen Autofokusmodul Multi-CAM 4800FX, welches wie ich finde auch in der D600 und D610 keine besonders gute Leistung abliefert, im Dunklen nicht ständig neu fokussieren zu müssen. Ich verwende einen einzelnen Fokuspunkt und lasse bei bewegten Motiven den Fokus ggf. nachführen.

Konzertfotografie tagsüber

Bei Tag sind kurze Verschlusszeiten kein großes Problem, jedoch verfügt das Nikon 70-210mm f/4 aus den späten 1980ern über keinen Bildstabilisator, die Df hat leider auch keinen stabilisierten Sensor. So muss ich um scharfe Bilder bei maximaler Brennweite zu bekommen oft schon sehr kurze Verschlusszeiten wählen. Bereits aufgeblendet erhält man gute, farb- und kontrastreiche Bilder.

Folkshilfe on stage at Bardentreffen 2017

 

Nick an June on stage

 

Verglichen mit den Bildern modernerer AF-S Objektive wirken die Farben des Nikon 70-210mm f/4 etwas kühl – das liegt wohl an der Vergütung der Objektiven. Ich korrigiere das in Lightroom über einen etwas wärmeren Weißabgleich. Die Schärfe ist offen gut, leicht abgeblendet auf f/5 oder f/6.3 passt sie über den gesamten Bildbereich. Einziger großer Nachteil des Objektives ist, wie schon in meinem und auch vielen anderen Reviews beschrieben, die große Gegenlichtempfindlichkeit. Man kann das, wie in diesem Bild hier gut als Stilmittel einsetzen:

Street musicians in sunset at Bardentreffen

Ich musste den Kontrast jedoch stark erhöhen und den Weißabgleich etwas wärmer stimmen, um ein brauchbares Ergebnis zu erhalten. Was auch auffällig ist, sind Farbsäume bei Offenblende entlang von Kanten oder dünnen Linien.

Konzertfotografie in der Dunkelheit

Im Dunklen kann der Sensor der Nikon Df seine Stärken ausspielen. Natürlich rauscht jeder Kamerasensor, das Rauschen der Df ist jedoch auch in höheren ISO-Bereichen beherrschbar. Bis ISO10.000, im Notfall auch ISO12.800 ist nutzbar, wenn man in Lightroom das Rauschen geringfügig korrigiert. Die Dynamik des Sensors bricht irgendwann ein, d.h. bei den Aufnahmen nachts musste ich häufig etwas mehr Kontrast und Sättigung geben um ein lebendiges Ergebnis zu erhalten. Da das Objektiv maximal f/4 lichtstark ist, und ich 1/250s als Mindestbelichtungszeit brauchte, um nicht zu verwackeln und weil sich die Motive bewegen, war ich gezwungen hohe Lichtempfindlichkeiten zu nutzen. Zwischen ISO1600 und ISO6400 sind keine gravierenden Unterschiede erkennbar, auch die Körnung des Rauschens ist angenehm, es ist kein unschönes Farbrauschen.

Konzertfotografie mit der Nikon Df

 

 

MEUTE live on Bardentreffen Nürnberg 2017

Die Gegenlichtempfindlichkeit des Nikon 70-210mm f/4 stellt auch Nachts bei Konzerten ein Problem dar. Die Lightshow verursacht unschöne Reflexionen im Bild, die je nach Lichteinfall als grüne Lensflares in Erscheinung treten.

MEUTE live on Bardentreffen Nürnberg 2017

 

Einige der Aufnahmen wurden im Live-View mit dem Kontrastautofokus gemacht. Der ist im Dunkeln in Kombination mit dem Stangen-AF ziemlich träge – die Nutzung des Backbutton-AF wie oben beschrieben, hilft hier ungemein, dass nicht ständig neu fokussiert werden muss. Ein klappbarer Monitor, wie ihn die D500 oder auch D750 hat, wäre hier hilfreich gewesen, da ich die Kamera mit Objektiv hochgehalten habe, um über die Köpfe des Publikums direkt auf die Bühne fotografieren zu können. Insgesamt bin ich mit den Fotos aus der verwendeten Kamera-Objektiv-Kombination sehr zufrieden – mit einem lichtstärkeren Objektiv mit moderner Vergütung und VR wäre hier noch viel mehr drin gewesen.

Fazit:

Ich bin mir im Nachhinein gar nicht sicher, ob ein Objektiv mit VR hier viel gebracht hätte, denn die Verschlusszeiten konnte ich allein schon wegen der Bewegung der Künstler auf der Bühne kaum kürzer halten. Einzig die Gegenlichtempfindlichkeit und der langsame Autofokus bei Dunkelheit waren die negativen Eindrücke meiner kleinen Fototour. Die Fotos schaffen es die Stimmung des Festivals gut rüber zu bringen. Die Nikon Df liefert eine ausgesprochen gute Bildqualität in einem sehr handlichen und kompakten Body.